Motorradfahren im Winter: machbar oder verantwortungslos?

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Motorradfahren
© Olaf Naami / Shutterstock

Für die meisten Zweiradfahrer ist das Motorrad nur ein Fahrzeug für die warmen Tage des Jahres. Was sollten Sie beachten, wenn es auch im Winter mit dem Bike auf die Straße gehen soll?

Vor einigen Jahren war es durchaus üblich, das Zweirad auch im Winter zu bewegen: noch in den siebziger und achtziger Jahren war das Motorrad für nicht wenige Fahrer das einzige Transportmittel überhaupt, ein Auto stand für den Weg zur Arbeit nicht zur Verfügung. Zudem ist Winter in Deutschland nicht mit Schnee und Eis gleichzusetzen, Temperaturen um 10 °C sind keine Ausnahme – ist das Fahren mit dem Motorrad also auch im Winter problemlos möglich?

Winterreifenpflicht von Motorrädern vor dem Aus

In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich auf dem Motorradmarkt einiges geändert: Heute sind die Maschinen in der Regel deutlich schwerer, was im Winter durchaus von Nachteil ist. Auf das Fahren bei Glätte sollte nicht nur deshalb verzichtet werden, auch der dichter werdende Verkehr macht eine solche Ausfahrt gefährlich. Zudem gilt aktuell auch für Motorräder eine situative Winterreifenpflicht, als Motorradfahrer müssen Sie also bei schwieriger Witterung mit Winterreifen ausgestattet sein – in der Praxis ist dies schon allein deshalb kaum umzusetzen, weil echte Winterreifen für Motorräder kaum verfügbar sind. Lediglich für Enduros sind Reifen verfügbar, die durch das M+S-Symbol auch rechtlich als Winterreifen zugelassen sind. An einer entsprechenden Änderung der Straßenverkehrsordnung wird allerdings bereits gearbeitet, das Aus für die Motorrad-Winterreifenpflicht gilt als so gut wie beschlossen. Die rechtlichen Details ändern allerdings nichts daran, dass es im Interesse der eigenen Sicherheit kaum sinnvoll ist, bei Glätte mit dem Motorrad unterwegs zu sein. Wenn Sie das Bike aber bei Trockenheit und niedrigen Temperaturen aus der Garage holen wollen, sollten Sie natürlich entsprechend gekleidet sein. Entsprechend dicke Handschuhe und Thermobekleidung sind zumindest bei längeren Fahrten Pflicht. Besonders empfindlich sind bekanntermaßen Füße und Hände, dicke Handschuhe und beheizbare Griffe können genauso gut helfen wie dicke Winterstiefel.

Im Winter auf die Straße? Folgende Dinge sollten Sie beachten

© Bastian Sander / Shutterstock
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Selbst wenn nicht mit Glätte gerechnet werden muss, befindet sich im Winter üblicherweise Streusalz auf der Fahrbahn. Das Taumittel schadet zwar auch PKWs, bei einem Motorrad gelangt das Salz aber in jeden Winkel. Zudem sind viele Maschinen großzügig mit Chromanbauteilen verziert, die durch die aggressiven Chemikalien besonders schnell Schaden nehmen. Eine Konservierung im Vorfeld ist genauso ratsam wie ein Abspülen nach einer längeren Fahrt. Das Motorrad sollte zudem die Möglichkeit haben, an der frischen Luft abzutrotzen. Genau falsch ist das Abstellen in einer warmen Garage, hier hat das Streusalz erst recht Zeit, ganz erhebliche Schäden anzurichten. Weiterhin sollte penibel auf die Einhaltung der Ölwechselintervalle geachtet werden. Die Maschine erreicht kaum Betriebstemperatur, weshalb das sich bildende Kondenswasser im Öl kaum verdunstet. Durch das Wasser im Öl wird allerdings die Schmierfähigkeit herabgesetzt, was den Verschleiß im Motor erhöht. Des Weiteren muss auf ausreichenden Frostschutz im Kühlmittel geachtet werden, wenn es nicht auch hier zu teuren Schäden kommen soll. Wie bei einem PKW auch, wird die Batterie in der kalten Jahreszeit besonders beansprucht. Aus diesem Grund sollte eine altersschwache Batterie noch vor der Wintersaison ausgetauscht werden, damit es bei Kälte nicht zu Startproblemen kommt. Am Ende hilft auch eine ruhige Gashand dem Bike: ist der Motor noch nicht betriebswarm, sollten hohe Drehzahlen vermieden werden – dann nimmt Ihnen Ihr Motorrad die winterlichen Fahrten auch nicht krumm.