Radlager beim Auto – wenn es brummt, kann es teuer werden

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Radlager
© GettyImages / Somsak Saeueng

Die meisten Autofahrer kennen dieses Geräusch. Ein leises Brummen, das aus Richtung der Räder kommt und relativ schnell lauter wird. Meist ist dies ein Zeichen für ein defektes Radlager, das man möglichst bald wechseln muss. Woran Sie ein defektes Radlager erkennen, wie Sie es selbst tauschen können und alles, was Sie über Radlager wissen sollen, erfahren Sie im folgenden Ratgeber.

Welche Funktion haben die Radlager bei einem Auto?

Radlager sind eine wichtige Komponente des Fahrwerks bei einem Auto und anderen Kraftfahrzeugen. Ihre Aufgaben sind die Führung der Räder und die Aufnahme von radialen und axialen Kräften bei der Fahrt. Radiale Kräfte wirken im rechten Winkel zur Längsachse des Lagers.


Radiale Kräfte treten beispielsweise schon alleine durch das Fahrzeuggewicht, das auf dem Rad lastet, auf. Axiale Kräfte wirken immer in Richtung der Längsachse des Lagers. Axiale Kräfte treten beispielsweise bei Kurvenfahrten auf. Sie sind deutlich höher als radiale Kräfte. Radlager sind heute in der Regel vollkommen wartungsfrei. Das im Lager eingeschlossene Schmiermittel sorgt über die gesamte Nutzungsdauer für eine möglichst geringe Rollreibung und einen geringen Verschleiß.

Welche Radlagerarten gibt es?

Bei modernen Kraftfahrzeugen kommen zwei verschiedene Radlagerarten zum Einsatz. Verwendet werden je nach Anforderungen an das Radlager entweder Rillenkugellager oder Kegelrollenlager. Beide Lagerarten gehören zu den sogenannten Wälzlagern. Seltener verwendet man sogenannte Nadelrollen Lager. Der Aufbau von Wälzlagern ist im Prinzip immer gleich. Jedes Wälzlager besteht aus:

  • einem äußeren Lagerring
  • einem inneren Lagerring
  • den Wälzkörpern
  • einem Käfig

Zwischen äußerem und innerem Lagerring eines Wälzlagers drehen sich die Wälzkörper. Bei einem Rillenkugellager sind es gehärtete und polierte Stahlkugeln, bei einem Kegelrollenlager längliche, kegelförmige Wälzkörper. Bei einem Nadelrollenlager sind die Wälzkörper dünne, längliche und zylinderförmige Stahlstifte. Damit diese Wälzkörper nicht aus dem Lager heraus fallen und immer den gleichen Abstand zueinander haben, werden sie von einem Käfig aus Blech eingeschlossen und an ihrer Position gehalten. Bei Radlagern kommen auf beiden Seiten spezielle Dichtungen hinzu. Diese Dichtungen verhindern, dass das Schmierfett oder Öl aus dem Lager austreten und Schmutz oder Feuchtigkeit ins Lager eindringen können.

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Durch die kugel- oder kegelförmigen Wälzkörper setzen Radlager den Drehbewegungen der Räder nur wenig Widerstand entgegen. Der Nachteil ist jedoch, dass sie relativ empfindlich gegenüber harten Stößen sind, wie sie beispielsweise beim Durchfahren eines Schlaglochs oder den sogenannten Bordsteinremplern entstehen können. Dabei wirken sehr hohe Kräfte auf ein paar wenige Kugeln oder Rollen. Durch diese Belastung kann man eine minimale Verformung der Rollen und / oder der Innenseiten der Lagerringe verursachen. Dies ist in der Regel der Anfang vom Ende der Lebensdauer eines Radlagers.

Rillenkugellager können sehr gut radiale Kräfte während der Fahrt aufnehmen. Für die Aufnahme von axialen Kräften sind sie weniger geeignet. Zur Aufnahme von axialen Kräften sind Kegelrollenlager besser geeignet. Bei Autos werden daher meist Kegelrollenlager als Radlager verwendet.

Radlager tauschen
© GettyImages / LIgorko

Wann müssen Radlager bei einem Auto getauscht werden?

Im Normalfall halten Radlager weit mehr als 100.000 km. Die Laufleistung ist von der Fahrweise und von der Qualität des Radlagers abhängig. Wenn Sie häufig über schlechte Straßen mit vielen Schlaglöchern fahren, Bordsteinkanten mit Schwung überfahren werden oder das Fahrzeug oft schnell in Kurven bewegen, verringert sich die Lebensdauer der Radlager erheblich. Statistiken zeigen, dass vor allen Dingen das rechte Vorderradlager bei Fahrzeugen, die viel in der Stadt gefahren werden, häufig frühzeitig ausgetauscht werden müssen. Grund hierfür ist das Überfahren von Bordsteinkanten beim Einparken. Bei schonender Fahrweise kommt es meist erst zu Problemen, wenn die Dichtungen des Lagers ihre Funktion nicht mehr erfüllen können. Dann können Wasser und auch Schmutz in das Lager eindringen. Dadurch wird die Wirkung des Schmierfettes herabgesetzt, die Reibung wird höher.

Woran erkennt man ein defektes Radlager?

Ein intaktes Radlager verrichtet seinen Dienst vollkommen geräuschlos. Ein erstes Anzeichen für einen Defekt ist ein leises Summen oder Brummen, das in den meisten Fällen zunächst nur bei einer Kurvenfahrt auftritt. Oft ist dieses Geräusch am Anfang so leise, dass es bei den anderen Geräuschen während der Fahrt untergeht. Mit fast jedem gefahrenen Kilometer wird dieses Geräusch aber lauter. Wenn es in einer Rechtskurve hörbar ist, dann ist eines der beiden Radlager auf der linken Seite defekt. Bei einer Linkskurve sind es die rechten Radlager. Es dauert aber nicht lange, dann ist das Geräusch auch bei Geradeausfahrt zu hören. Spätestens dann sollte das Radlager gewechselt werden.

Auch an einem zu hohen Spiel können Sie ein defektes Radlager erkennen. Bocken Sie Ihr Fahrzeug auf oder heben Sie es auf einer Hebebühne so weit an, bis sich das Rad frei bewegen kann. Fassen Sie dann das Rad oben und unten an und drücken und ziehen Sie im Wechsel oben und unten am Rad. Wenn das Spiel deutlich spürbar und sichtbar ist, dann ist das Radlager mit hoher Wahrscheinlichkeit verschließen. Hierfür bedarf es jedoch etwas Erfahrung und einen geübten Griff. Ein weiteres Erkennungszeichen ist ein warmes Radlager. Durch die erhöhte Reibung im Lager steigt die Lagertemperatur während der Fahrt deutlich an und kann von außen erfüllt werden. Wenn Sie den Verdacht haben, dass ein Radlager defekt ist, dann sollten Sie es zeitnah austauschen. Fahren Sie nicht mehr lange mit einem defekten Radlager weiter.

Kann man es selbst wechseln?

Für den Radlagerwechsel benötigen Sie das passende Werkzeug und vor allen Dingen auch etwas Erfahrung im Umgang mit Wälzlagern. Im Prinzip ist es natürlich möglich, dass Sie die Radlager bei ihrem Auto selbst wechseln. Neben normalen Schraubenschlüsseln benötigen Sie zum Radlagerwechsel Spezialwerkzeug, mit dem Sie das alte Lager abziehen und das neue Lager aufpressen können. Den Umgang mit diesem Werkzeug sollten Sie beherrschen, um das Lager und möglicherweise andere Teile an ihrem Auto nicht zu beschädigen. Ein weiteres Problem beim selbst wechseln des Radlagers ist, dass Sie wie bei allen anderen Arbeiten am Fahrwerk ihres Autos nach dem Lagerwechsel die Achse neu vermessen und gegebenenfalls einstellen lassen müssen. Der Lagerwechsel erfordert selbst nur wenige Arbeitsschritten.

Grundsätzlich sollten Sie immer beide Lager an einer Achse wechseln. Ist ein Lager verschließen, können Sie davon ausgehen, dass das zweite Lager ebenfalls nicht mehr lange halten wird. In einem ersten Schritt müssen Sie Ihr Auto aufbocken oder auf einer Hebebühne hochfahren und die Räder demontieren. Anschließend können Sie den Bremssattel abschrauben und die Bremsscheibe nach Lösen der Fixierschraube abnehmen. Schutzbleche und andere Anbauteile sollten Sie ebenfalls entfernen. Bei einer Achse mit Trommelbremse gehen Sie entsprechend vor und entfernen Sie die Trommel und das Innenleben der Bremse. Anschließend können Sie die Radnabe mit dem Radlager aus dem Achsschenkel ausbauen.

Danach können Sie die Befestigungsschrauben lösen. Wichtig ist, dass Sie dabei gleichmäßig vorgehen, um zu verhindern, dass die Radlagereinheit verkantet. Gegebenenfalls müssen Sie sehr viel Rostlöser verwenden, damit Sie die Radlagereinheit ausbauen können. Falls dies nicht gelingt, sollten Sie den gesamten Achsschenkel ausbauen und die Radlagereinheit mithilfe einer Werkstattpresse ausdrücken. Anschließend können Sie das Radlager wechseln. Hierzu benötigen Sie Spezialwerkzeug und wiederum eine Hydraulikpresse. Vor dem Einbau müssen Sie alle Auflageflächen im Achsschenkel gründlich reinigen.

Wie lange dauert es, ein Radlager zu wechseln?

Wenn Sie ein Radlager selber wechseln und das passende Werkzeug zur Hand haben, sollten Sie mit etwa einer Stunde für den Radlagerwechsel rechnen. Mit diesem Zeitaufwand rechnen auch Werkstätten. Je nach Zustand der Radlager kann sich diese Zeit ohne Weiteres verdoppeln. Beispielsweise wenn die Lagerringe fest gerostet sind oder weitere Teile, die im Zuge des Lagerschadens ebenfalls beschädigt wurden, ebenfalls getauscht werden müssen.

Was kostet ein Wechsel der Radlager?

Radlager wechseln
© GettyImages / sergeyryzhov

Wenn Sie die Radlager in einer Werkstatt wechseln lassen, sind die Kosten von mehreren Faktoren abhängig. Es spielt beispielsweise eine Rolle, an welcher Achse die Radlager gewechselt werden müssen. Natürlich tragen auch die Teilekosten und die Arbeitszeit ihren Teil zu den Gesamtkosten bei. Alles in allem müssen Sie in einer Fachwerkstatt mit Kosten in Höhe insgesamt etwa 400 bis 450 Euro für den Radlagerwechsel an beiden Seiten einer Achse rechnen. Das Fahrzeugmodell spielt dabei keine große Rolle. Insgesamt macht es kaum einen Unterschied, ob die Radlager an einem VW Polo oder einem 5er BMW getauscht werden. In einer freien Kfz-Werkstatt sind die Kosten in der Regel deutlich günstiger. Hier müssen Sie mit etwa 200 bis 250 maximal etwa 300 Euro für den Radlagerwechsel an beiden Seiten rechnen.