Kaum ein anderes deutsches Fahrzeug war und ist so erfolgreich wie Volkswagen Golf. Die zweite Generation von 1983-1992 ist heute ein Oldtimer, aber immer noch gut unterwegs.
Länger, breiter, schwerer – Anfang der 80er sollte die zweite Generation des Golf das Erfolgskonzept seines Vorgängers in der Kompaktklasse nahtlos fortsetzen, allerdings vom Komfort und den Dimensionen endgültig den 70ern entwachsen. Seine einzige Karosserieform war immer noch das Schrägheck mit der großen Klappe und wahlweise zwei oder vier Türen. Volkswagen hatte seine Produktion modernisiert und ließ den Golf II als erstes Fahrzeug in großen Teilen von Industrierobotern fertigen, was mehr Effizienz und höhere Präzision bedeutete.
Weniger Rost als der Vorgänger
Auch in der Korrosionsvorsorge legten die Wolfsburger gegenüber dem Ur-Golf noch ordentlich eins drauf. Während die ersten Modelle ab 1974 noch während der Produktionszeit der Baureihe mit teilweisen Durchrostungen überraschten, wurde das letzte Jahr der ersten Serie und der Golf II wesentlich besser konserviert. Das zeigt sich auch nach über 30 Jahren noch. Im Inneren waren im Vergleich zum Vorgänger, der vom Gefühl her ähnlich karg wie der Käfer daherkam (wenngleich wenigstens wassergekühlt), alle Metallflächen verkleidet. Der „Kleine“ konnte sich durchaus sehen lassen.
Mit dem Golf II zog auch erstmals Technik der sonst gehobenen Mittelklasse oder Oberklasse in die Kompaktklasse ein. Gegen Aufpreis, oder je nach Modellvariante, bekam der Kunde eine Servolenkung, eine Zentralverriegelung und sogar Sitzheizung. Ab 1987 gab’s auch das damals sehr teure ABS, Airbags wiederum hatte erst der Golf III. Der konnte dann auch wieder rosten wie ein Profi, aber das ist eine andere Geschichte.
Volkswagens karges Inneres
Die nüchternen Modellbezeichnungen hießen, wie man das damals bei Volkswagen kannte, C oder CL, GL oder gar GLX und GTD. Die neue Rakete mit 16 Ventilen war wieder der GTI, der wie schon nach dem Vorgänger erwartet auch heute zu den teuersten Modellen zählt. Allerdings glänzte VW in den 80ern nicht als heller Stern der Plüschigkeit. Selbst ein voll ausgestatteter Golf II kommt immer noch sachlicher und karger rüber als jeder beliebige Ford aus dieser Zeit. Aber genau das kann natürlich auch ein Reiz sein, manchmal ist weniger auch mehr und lenkt nicht so sehr vom Straßenverkehr ab.
Die Vierzylinder werden über Zahnriemen gesteuert und gelten allesamt als unkompliziert. Gab es anfangs sogar noch Varianten mit Vergaser, sind besonders die sparsamen Diesel oder die fast unzerstörbaren Turbodiesel heute sehr begehrt. Wer hat nicht auf einem Golf II TDI seinen Führerschein gemacht und sich damals schon über die 350.000 Kilometer auf dem Tacho gewundert? Das Volkswagen Baukastenprinzip garantiert auch heute noch viele originale Ersatzteile oder Vergleichsnummern, die mindestens eine genau so gute Qualität haben. Golf fahren kostet auch im Jahr 2024 quasi – nichts.
Das hat auch Patrick festgestellt, der diesen tizianroten CL von 1989 vor fünf Jahren mit nur 100.000 Kilometern auf dem Tacho für 200€ in dem Autohaus gekauft hat, in dem er damals seine Ausbildung absolvierte. Zierliche 1,3 Liter Hubraum, aus denen aber mit der K-Jetronic und Saugrohreinspritzung immerhin 54PS geholt werden 😊 Patrick hat über die Jahre viel gemacht, aber nicht viel investieren müssen, weil die Ersatzteile wirklich unfassbar preiswert sind. Für das Fahrwerk wurden 50€ fällig, die originalen GT Felgen gab’s für 20€.
Volkswagen Golf: Die Ersatzteile sind billig
Dann wären aufzuzählen: Bremse Vorderachse + Hinterachse + Bremsschläuche, die Lager der Hinterachse, eine neue Kupplung + Ausrücklager + Kupplungszug, Kurbelgehäuseentlüftung neu abdichten, Unterdruckschläuche erneuert, Drosselklappe zum Saugrohr neu abgedichtet, Zahnriemen + Wasserpumpe erneuert, Generator mit Riemen ersetzt, Öl + Filter + Zündkerzen, Spurstangenköpfe + Axialgelenk, Traggelenke sowie Zündkabel + Verteiler. Und das alles für eine Handvoll Dollar. Oder Euro.
Die meisten Sachen wurden nicht ersetzt, weil es dringend nötig war, sondern weil ein Hauch von Perfektionismus dann das Fahrgefühl einfach besser machte. Der Golf II lief und läuft pannen- und problemlos. Der Dämpfer der Heckklappe macht irgendwann mal schlapp, und der Kabelbaum zur selben auch. Das lässt sich regeln. Nie gab es eine Havarie, nie wurde Patrick von seinem Golf im Stich gelassen.
Der Volkswagen Golf II ist noch immer modern
54PS klingen aus heutiger Sicht sehr mager, es soll Autos geben, bei denen allein das Gebläse mehr Leistung hat. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass dieser Golf dabei auch nur 845kg wiegt. Die komplette, fett und schwermachende aktuelle Komfortelektromechanik fehlt ihm komplett. Er fährt sich regelrecht spritzig und schwimmt im Stadtverkehr selbstbewusst mit. Nur mit mehreren Personen im Auto sollten Überholvorgänge vorausschauend geplant werden. Aber das weiß man ja, wenn man so ein Auto fährt. Der Golf II ist immer noch erstaunlich aktuell und ist in Würde gealtert. Wer lässt sich mal drauf ein?
VW Golf CL (1G1)
Baujahr: 1989
Motor: R4 Benzin
Hubraum: 1.272ccm
Leistung: 54PS bei 5.500/min
Max. Drehmoment: 95NM bei 3.000/min
Getriebe: 4-Gang Schaltgetriebe
Antrieb: Vorderräder
Länge/Breite/Höhe: 3985/1680/1415mm
Leergewicht: 845kg
Beschleunigung: 0-100 in 16s
Top Speed: 151km/h
Wert: 1.000€ – 6.000€