Seit 2011 können Autofahrer in Deutschland E10 an jeder Tankstelle tanken. Die Vorbehalte gegenüber dem Biokraftstoff sind jedoch nach wie vor groß. Hier erfahren Sie alles, was Sie über E10 wissen sollten.
Was ist E10?
E10 ist ein sogenannter Biosprit oder Biokraftstoff. Das „E“ steht für Ethanol. Die „10“ steht für die Menge Ethanol, die man dem Kraftstoff beimischt. In diesem Fall 10 %. Die Basis ist normales Superbenzin mit 95 Oktan. Andere Bezeichnung für diesen Kraftstoff sind Super E10 oder Super 95. Durch die 10 % Bioethanol sollen die Treibhausgasemissionen reduziert werden. Seit 2011 sind alle Tankstellen in Deutschland verpflichtet, diesen Kraftstoff anzubieten.
Welche Autos kann man tanken?
Grundsätzlich können alle Autos ab Baujahr 2012 mit E10 betankt werden. Der Marktanteil dieser Fahrzeuge beträgt heute laut Informationen des Bundesverkehrsministeriums rund 90 %. Wenn Sie ein Fahrzeug besitzen, dass ab 2012 verkauft wurde, können Sie davon ausgehen, dass sie problemlos E10 tanken können. Dies gilt allerdings nur für Fahrzeuge, die für den deutschen und europäischen Markt entwickelt und verkauft wurden. Bei Importfahrzeugen aus dem nicht europäischen Ausland sollten sie sich vorher in darüber informieren, ob sie E10 tanken können. Dies ist nicht bei allen Modellen der Fall.
Welche Autos darf man nicht tanken?
Bei einigen Fahrzeugen, die vor 2010 gebaut und zugelassen wurden, können Sie kein E10 tanken. Hierzu zählen beispielsweise verschiedene Audi A2 und A3 sowie einzelne A4 Modelle, die vor Mai 2008 gebaut wurden. BMW sagt, dass alle Fahrzeuge Biosprit betrieben werden können. Voraussetzung ist jedoch, dass die Oktanzahl für den jeweiligen Motor geeignet ist. Bei Mercedes können beispielsweise alle Modelle, die nicht vom Werk aus mit einem geregelten Drei-Wege-Katalysator ausgerüstet wurden, nicht mit E10 betankt werden. Auch ältere Vergaser Modelle von Mercedes-Benz können nicht mit E10 betrieben werden. Dies betrifft in der Regel alle Mercedes-Benz Fahrzeuge, die älter als 25 Jahre sind.
Bei Opel sind nur Modelle mit dem 2,2 Direkteinspritzer Motor betroffen. Von VW dürfen verschiedene Fahrzeugmodelle der Baureihen Lupo, Polo, Golf, Bora und Touran mit FSI Motoren aus den Jahren 2000 bis 2004 nicht mit E10 betankt werden. Praktisch alle Automobilhersteller führen Listen mit den Fahrzeugen, die nicht für das Betanken mit E10 geeignet sind. Da oft nur einzelne Modelle betroffen sind, lohnt es sich, gegebenenfalls beim Hersteller oder beim Händler nachzufragen.
Wo steht, ob mein Auto E10 verträgt?
In der Betriebsanleitung Ihres Autos steht, ob sie E10 tanken können. Bei den meisten Fahrzeugen finden Sie diese Information zu dem auf der Innenseite der Tankklappe. Wenn Sie an diesen Stellen nicht fündig werden, kann Ihnen in der Regel der Händler weiterhelfen. Auch eine Rückfrage beim Hersteller ist möglich. Die deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) hat eine Liste erstellt, in der alle älteren Fahrzeuge aufgelistet sind, die mit E10 betrieben werden dürfen. Die Liste stammt aus dem Jahr 2011. Ist also hilfreich, wenn Sie ein Fahrzeug älteren Baujahrs besitzen. Die Liste kann auf der Webseite der DAT abgerufen werden.
Was passiert, wenn man E10 tankt?
Wenn Ihr Fahrzeug für den Betrieb mit E10 zugelassen ist, wird nichts passieren. Bei den meisten modernen Kraftfahrzeugen können Sie problemlos E10 tanken, ohne dass sie einen Unterschied bemerken werden. Änderungen an den Motoreinstellungen sind nicht erforderlich. Die etwas geringere Energiedichte des Biosprits und das durch den Alkoholgehalt geringfügig andere Zündverhalten wird durch die Motorsteuerung ausgeglichen. Eventuell werden Sie bemerken, dass nach dem Tanken von E10 die Reichweite etwas geringer ist. Die Reichweite reduziert sich jedoch nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Ist es schädlich für mein Auto?
Wenn ihr Auto vom Hersteller für den Betrieb mit E10 zugelassen ist, müssen Sie keine Schäden befürchten. Auch der ADAC sagt, dass bis jetzt keine Schäden bekannt geworden sind, die auf den Biosprit zurückzuführen wären. Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Beimischung von bis zu 10 % Ethanol zum Benzin zudem eher gering. In den USA sind Beimischungen von bis zu 15 % üblich. In Brasilien wird Benzin bis zu 25 % Bio-Ethanol beigemischt. Nicht selten tanken brasilianische Autofahrer sogar reines Ethanol. Motorschäden hat es dadurch bislang und nicht gegeben.
Bei älteren Fahrzeugen kann es jedoch zu Schäden am Motor und der Einspritz- oder Vergaseranlage kommen. Grund hierfür sind die etwas anderen chemisch-physikalischen Eigenschaften des Alkohols. Ungeschütztes Aluminium kann unter bestimmten Bedingungen beim Kontakt mit Ethanol korrodieren. Bei modernen Fahrzeugen wurden diese potenziell gefährdeten Aluminium-Bauteile durch Bauteile aus anderen Materialien, beispielsweise Edelstahl ersetzt.
Was ist besser E10 oder Super 95?
Wenn Sie etwas mehr Motorleistung und etwas weniger Verbrauch wollen, dann ist Super 95 die bessere Wahl. Wenn Sie etwas umweltfreundlicher fahren wollen, dann ist E10 empfehlenswert. Gegenüber Benzin ist der Energiegehalt von Ethanol um etwa ein Drittel niedriger. Auf der anderen Seite sinken die Treibhausgasemissionen um 10 %. Bei der Verbrennung des Alkohols wird nur so viel CO2 freigesetzt, wie die Pflanzen aus denen der Alkohol hergestellt wird, während des Wachstums aus der Luft aufgenommen haben. Wirtschaftlich sinnvoll ist das Tanken von E10 ab einer Preisdifferenz von etwa 3 Cent pro Liter gegenüber Super 95.
Warum ist E10 günstiger als Super?
Bei der Einführung im Jahr 2011 war E10 etwa 5 Cent günstiger als normales Superbenzin. Heute ist der Biosprit deutlich günstiger, weil die Mineralölwirtschaft dazu verpflichtet ist, die CO2 Emissionen durch ihre Kraftstoffe zu senken. Durch den günstigeren Preis sollen mehr Autofahrer dazu bewegt werden, den Biosprit zu tanken. Dies hat sich vor allen Dingen im vergangenen Jahr gezeigt. Anfang 2020 kosteten E10 und Super 95 etwa gleich viel.
Zum Jahresende wurde E10 dann deutlich günstiger, um das Ziel, die CO2 Emissionen in 2020 zu reduzieren, noch zu erreichen. Wenn dieses Ziel nicht erreicht wird, müssen die Mineralölkonzerne Strafzahlungen leisten. Doch dies gelingt wegen der nach wie vor großen Skepsis gegenüber E 10 nicht. Nur etwa 15 % aller Autofahrer, die E 10 tanken könnten, tun dies tatsächlich. Der Marktanteil von Super 95 und den Premium Kraftstoffen beträgt dagegen über 80 %. Es heißt, dass die Mineralölkonzerne die Preisreduzierung beim Biosprit auf ihre anderen Benzinsorten aufschlagen.
Eignet sich E10 für die Standheizung meines Autos?
Laut ADAC können die meisten Standheizungen problemlos mit E10 betrieben werden. Wurde die Standheizung ab Werk eingebaut, ist der Fahrzeughersteller verantwortlich. Sie sollten zur Sicherheit je doch nachfragen. Die führenden Hersteller in Deutschland, Webasto und Eberspächer haben, ihre benzinbetriebenen Standheizungen in den vergangenen Jahren auf Verträglichkeit mit dem Biokraftstoff hin überprüft. Für die meisten Standheizungen von Webasto konnte man die Verträglichkeit bestätigen. Eberspächer sagt, dass die originalen Zubehörteile für ihre Heizungen sowie die Kraftstoffpumpen beim bestimmungsgemäßen Einbau problemlos mit E10 betrieben werden können.