Der Kolbenfresser – eine Gefahr für den gesamten Motor

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Wenn der Motor in voller Fahrt überraschend stoppt, kann dafür ein Kolbenfresser verantwortlich sein. Dieser führt unter ungünstigen Umständen zu einem irreparablen Motorschaden, der einen vollständigen Austausch des Motors erforderlich macht. Der Kolbenfresser ist einer der schwersten Schäden eines Verbrennungsmotors und führt nicht selten zu dessen irreparabler Zerstörung. Er entsteht, wenn einer der Kolben sich in dem umliegenden Zylinder „festfrisst“. Dabei verbinden sich beide Bauteile dauerhaft und fest miteinander, so dass der Motor auf einen Schlag stoppt.

Sicher durch den Herbst

 

Wie entsteht ein Kolbenfresser?

In einem Verbrennungsmotor entsteht eine große Hitze. Diese verteilt sich ungleich, da der Kolben und der Zylinder aus unterschiedlichen Materialien sind und letzterer Wärme besser nach außen abgeben kann. Das führt dazu, dass sich der Kolben stärker ausdehnt und sich die Reibung erhöht, wodurch sich die beiden Teile noch stärker erwärmen. Bei einem Kolbenfresser ist die Temperatur so hoch, dass sich die beweglichen Teile durch Reibschweißung miteinander verbinden.

Ein Kolbenfresser kann verschiedene Ursachen haben

Um die Reibung gering zu halten und die entstehende permanent abzuführen, ist die Schmierung des Kolbens durch Motoröl notwendig. Bei einem Zweitakter wird dieses dem Kraftstoff beigemengt, während Viertakter in der Regel über eine separate Ölpumpe verfügen. In den meisten Fällen ist eine unzureichende Schmierung für den Kolbenfresser verantwortlich. Sie kann entstehen, wenn zu wenig oder kein Öl vorhanden ist oder das falsche Schmiermittel verwendet wird. Auch ein Überschuss an Öl ist gefährlich. In diesem Fall schlägt die Kurbelwelle in das Öl, so dass es viele Luftbläschen einschließt und schaumig wird. Dieses Gemisch kann deutlich weniger Wärme aufnehmen und reduziert die Schmierleistung.

Eine weitere Ursache sind Verunreinigungen oder Fremdkörper. Sie führen entweder zu einem hohen Verschleiß oder zu Ablagerungen an bestimmten Stellen. An diesen reißt der Ölfilm ab, so dass eine ausreichende Schmierung nicht mehr gewährleistet ist. Sie erwärmen sich dadurch überproportional und werden zum Ausgangspunkt eines Kolbenfressers. Bei einem Zweitaktmotor kann auch eine lange Bergabfahrt der Auslöser sein. Hier dreht sich der Motor mit hoher Geschwindigkeit, wird aber nur durch das Standgas mit Schmiermittel versorgt. Daraus resultiert eine mangelhafte Schmierung, die über längere Zeit zu einer gefährlich hohen Temperatur führt. Derselbe Effekt tritt auf, wenn bei einem Viertakter durch einen Defekt der Ölzufluss versiegt. Dies tritt beispielsweise bei einer defekten Ölpumpe oder einem Verstopfen von Zuleitungen oder Ventilen ein.

Eine Reparatur ist in einigen Fällen möglich

Kolbenfresser
© Shutterstock / underworld

Grundsätzlich kann man ein Kolbenfresser reparieren. Vergrößert sich aufgrund der Arbeiten der Durchmesser des Hohlraums im Zylinder, muss ein Übermaß-Kolben installiert werden. Die größte Gefahr für einen Motor besteht allerdings nicht für den Kolben, sondern für alle mit ihm verbundenen, beweglichen Teile. Diese kann man auf einen Schlag stoppen, was eine sehr hohe Bewegungsenergie freisetzt. Die Pleuelstange kann dadurch reißen oder sich vollständig lösen und das Kurbelgehäuse durchschlagen. Die Kurbelwelle und das Wellenlager deformieren sich mitunter durch die enorme Krafteinwirkung. Wegen der Vielzahl und der Schwere der Schäden ist ein solcher Motor nicht mehr zu reparieren und muss vollständig durch einen neuen ersetzt werden. Ein aufmerksamer Fahrer kann einen drohenden Kolbenfresser unter günstigen Umständen frühzeitig erkennen und vermeiden. Oft kommt es im Vorfeld zu einem Kolbenklemmer, bei dem sich der Motor noch mit erhöhtem Kraftaufwand bewegen lässt. Ein klapperndes oder „nagelndes“ Geräusch kann auf einen Kolbenkipper hinweisen, bei dem ein Kolben zu viel Spiel im Zylinder hat. Dieses Geräusch verschwindet in der Regel, wenn sich der Motor erwärmt.