Irgendwie läuft der Motor im Teillastbereich ruckelig. Heute kann bei jedem Automobil über den OBD Stecker der Fehlerspeicher ausgelesen werden – aber wenn man grad kein Laptop, sondern nur ein paar Ersatzteile dabei hat? Wir haben einmal eine 100-Kilometer-Fehlersuchfahrt gemacht.
Vorsorge:
Wir sind uns hoffentlich einig: Selbst durchgeführte Arbeiten am Auto sollten nur erfolgen, wenn man weiß, was man tut. Wenn ihr euch nicht sicher seid, lasst euer Fahrzeug lieber von einer Fachwerkstatt warten. Elektronische, elektromechanische oder auch rein mechanische Komponenten rund um den Motor auszutauschen ist nicht schwierig – macht man es aber falsch, läuft das Fahrzeug nicht mehr. Das ist je nachdem, wo man gerade steht, mindestens lästig, manchmal aber auch gefährlich.
Viele kleine Steuergeräte
Wegen der optimalen Leistungsentfaltung bei größtmöglicher Effizienz sind rund um einen Verbrennungsmotor heute viele kleine Fühler und Regler angebracht, die ihre Werte und Daten irgendwo hin melden und damit den sauberen Lauf des Motors regeln und beeinflussen. Dreht nun ein Motor im Betrieb nicht so rund, wie man es gewohnt ist, kann das viele Ursachen haben. Liegt im Fehlerspeicher keine Meldung ab, hat man mit ein bisschen Grundwissen die Möglichkeit, einzelne, gut zugängliche Komponenten einfach mal „auf gut Glück“ gegen neue zu tauschen. Das ist zwar nicht üblich, macht aber Spaß – und man lernt eine Menge über sein Auto.
Was brauchen wir für die Arbeiten?
Zuallererst besorgen wir uns mit dem Grundwissen, was alles einen runden Motorlauf negativ beeinflussen kann, die benötigten Bauteile. In meinem Fall sind das:
• vier Zündkerzen und der entsprechende Kerzenschlüssel
• ein Leerlaufregelventil (LLRV) plus Wasserpumpenzange
• ein Drosselklappenpotentiometer plus Torx-Schraubendreher
• ein Zündmodul plus Kreuzschlitzschraubendreher
• eine Zündspule
Alle diese Bauteile gehen früher oder später einmal kaputt, und da sie bei handelsüblichen Gebrauchsfahrzeugen nicht viel Geld kosten (in meinem Fall, ein alter Citroën XM, alles zusammen keine 100 € plus ein gebrauchtes LLRV) kann so ein Trial & Error Roadtrip tatsächlich Erfolg haben.
Zündkerzen und Massepunkte
Die Zündkerzen gehören zu den am häufigsten vernachlässigten Verschleißteilen am Motor. Denn sie verrichten ihre Arbeit meistens auch im völlig desolaten Zustand noch irgendwie. Mit zunehmendem Alter brennt die mittlere Elektrode an ihnen aber ab, und der Abstand zwischen den Elektroden vergrößert sich. Das bedeutet, der durch Hochspannung erzeugte Zündfunke hat es schwerer und funkt nicht mehr so gut. Das Fahrzeug springt schlechter an und verbrennt unsauberer. Mit dem richtigen Kerzenschlüssel sind die vier bei mir schnell rausgedreht.
Beim Einsetzen muss man darauf achten, die Gewinde erst mit der Hand einzusetzen (sofern man rankommt) und anschließend mit dem Kerzenschlüssel nicht zu fest zu ziehen. Zylinderköpfe sind meistens aus Aluminium und nehmen zu viel Kraft übel. Wenn man hier schonmal am Arbeiten ist, kann man auch gleich die sogenannten Massepunkte reinigen. Beim KFZ haben alle Stromverbraucher und die Batterie plus und minus. Um Kabel zu sparen, ist der Minuspol der Batterie direkt mit der Karosserie aus Metall verbunden. Die ganze Karosserie und alles mit ihr verschraubte ist also minus. Wenn nun ein Stromverbraucher mit Strom versorgt werden soll, muss man nur ein Pluskabel zu ihm legen und seinen Minuspol auf kurzem Weg mit der Karosserie verbinden. Diese Verbindungen nennen sich Massepunkte. Wenn die rosten, macht das Auto komische Sachen. Also löst man die Schrauben, schmirgelt alles blank, setzt sie wieder an und fettet den Punkt gegen Korrosion.
Das Leerlaufregelventil (LLRV)
Das LLRV sitzt vor der Drosselklappe und mischt die angesaugte Luft aus verschiedenen Schläuchen, um damit – je nach Drehzahl – das zu verbrennende Benzin in der richtigen Dosis zu beatmen. Stimmt dieses Verhältnis nicht mehr, bekommt der Motor zu viel Luft (magere, zu heiße Verbrennung) oder zu wenig Luft (fette Verbrennung, zu hohe Abgase und Verbrauch).
Bei meinem Auto ist es leicht zugänglich oben auf dem Motor mit einer Schelle befestigt und angesteckert. Der Tausch dauert hier nur ein paar Minuten. Anscheinend war es aber auch nicht der Grund für das Ruckeln im Teillastbereich. Schade.
Das Drosselklappenpotentiometer
Das Drosselklappenpotentiometer (oder lapidar Drosselklappenpoti) sitzt direkt auf der Welle der Drosselklappe. Die ist bildlich der Deckel, der über das Gaspedal die gesamte Menge an Luft für die Verbrennung im Motor regelt. Das Potentiometer misst die Drehung der Welle und gibt dem Motorsteuergerät den Öffnungswinkel durch – das hat einen direkten Einfluss auf die eingespritzte Menge Benzin.
Wenn dieses Bauteil nach Jahren des Drehens und Messens verschlissen ist, gibt es komische oder gar keine Werte an den Zentralrechner, und dann passieren seltsame Dinge. Bis dahin, dass der Wagen nicht mehr anspringt. Das war’s leider auch nicht.
Das Zündmodul
Ein Zündmodul ersetzt bei Fahrzeugen den bis in die 80er Jahre üblichen Verteilerfinger und die Verteilerkappe. Die Zündfunken werden also nicht mehr mechanisch mit einem Läufer und Kontakten, sondern elektronisch gesteuert im richtigen Moment auf die Zündkerzen verteilt. Das bedeutet weniger Verschleiß und eine präzisere, steuerbare Verbrennung.
Das Modul ist ein kleiner, unscheinbarer Kasten mit einem breiten Stecker, der auf eine Kühlplatte geschraubt ist. Viel Strom macht viel warm. Das ist auch einer der Gründe, warum Zündmodule manchmal einen Hitzetod sterben und dann ausgetauscht werden müssen. Meins war intakt, es ändert sich leider nichts.
Die Zündspule
Letzte, schnell zu tauschende Fehlerquelle ist die Zündspule. In der Zündspule wird aus der Bordspannung von nur 12 Volt eine Hochspannung von mehreren 10.000 Volt transformiert, damit in den Zündkerzen der Funke überspringt. Auch ihre Bauteile, zwei Induktionsspulen, halten zwar lange, aber nicht ewig. Wenn man die vier Zündkabel und den Hauptstecker abgezogen hat, ist sie in diesem Fall nach dem seitlichen Lösen von vier Schrauben komplett abgebaut. Auch hier konnte ich leider keinen Fehler feststellen.
Fazit
Ich habe eine Menge über die Bauteile in meinem Auto gelernt und vor allem die Erkenntnis gewonnen, dass die (nicht) benötigten Ersatzteile weder teuer noch schwer zu tauschen sind. Das weiß ich nun für nächstes Mal. Der Wagen hat noch immer sein Teillastruckeln, aber das wird schon. Nächstes Mal löten wir ein Steuergerät neu, von wegen das geht nicht und so. Ha. Lasst uns mit unseren Autos wachsen und alt werden.