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Ford Escort – der aussterbende Packesel

Kombi

Business Talk am grünen Kompakt Kombi.

Es gibt so Autos, die laufen komplett unter dem Radar der aufmerksamen Gebrauchtwagenkäufer. Der Ford Escort ist so ein Kandidat. Die 5. Generation wird gerade zum Oldtimer erkoren.

Schön ist er nicht, aber praktisch allemal.

Ein ausgestorbener Name

In Zeiten, wo Kraftfahrzeuge noch den gesellschaftlichen Status symbolisierten und jeder Hersteller seine ganz individuellen Fahrzeuge anbot, gab es ein Modell, was heute fast niemand der jüngeren Leute mehr kennt. Der Ford Escort wurde als pfiffiger Kompakter zwischen 1967 und 2000 gebaut und hat Generationen von Familien, Studenten und Handwerkern mit seiner Schlichtheit und seiner Wandlungsfähigkeit mobilisiert. Das bedeutet, seit fast einem Vierteljahrhundert gibt es keinen namensgleichen Nachfolger. Wir haben uns ein Exemplar der 5. Generation einmal angesehen.

Hier kann mal professionell gereinigt werden.

Zwischen Hundeknochen und New Edge Design

In den ausklingenden 60er Jahren wurde die erste Generation des Escort zunächst nur in Großbritannien gebaut, wo die Deutsch-Britische Gemeinschaftsentwicklung sehr erfolgreich war. Im Werk Saarlouis begann in Deutschland die Produktion 1970, und der wegen seines auffälligen Kühlergrills „Hundeknochen“ genannte Kompaktwagen trat sein Rennen gegen Opel Kadett B und VW Käfer an. Die letzte Generation in den ausklingenden 90ern hatte das damals typische Design, welches auch der Mondeo und der Scorpio trugen und war damit irgendwie einfach nur… da. Nicht sehr polarisierend, wenig auffällig, wer einen Ford Escort kaufte war mit sich und der Welt vermutlich grundsätzlich im Reinen.

Viele Türen und viel Rost.

Viele Änderungen über die Generationen

Deshalb ist es aus heutiger Sicht eigentlich total egal, welches Baujahr genau man sich anschaut, wenn es um einen Escort im Alltag geht. Escort 91? Escort 93? Oder nachfolgend den Escort 95 oder das letzte Modell Escort Classic? Auch wenn diese Fahrzeuge konstruktiv nicht für die Ewigkeit gestaltet wurden – es gibt noch immer viele von ihnen am Markt, und man kann sie immer noch selbst warten und erhalten. Das schlichte Prinzip des quer eingebauten Motors mit Frontantrieb, vorderen Scheibenbremsen und hinteren Trommelbremsen und einer überschaubaren Elektronik machen den Kompaktwagen auch im Jahr 2024 noch zu einem interessanten Schnäppchen. Denn die Preise gehen immer noch im dreistelligen Bereich los.

Der Laderaum des Ford Escort ist familientauglich.

Schön waren sie nie wirklich

Ein Ford Escort, egal ob es sich dabei um eine Stufenhecklimousine, das Schrägheck, den Kombi (bei Ford traditionell „Turnier“ genannt) oder einen Kastenwagen handelt, hat nie irgendwelche emotionalen Designpreise abgeräumt. Maximal dem Cabriolet kann man einen gewissen Flair abringen, bei allen anderen Varianten geht es nicht um Schönheit. Die relativ leichten Fahrzeuge bieten fünf Personen plus Gepäck ausreichend Platz und nehmen einem ein wenig Vernachlässigung nicht wirklich übel. Alle gängigen Verschleißteile sind dank des Baukastenprinzips und der vielen (auch im britischen Dagenham) gebauten Fahrzeuge noch zu bekommen. Die Qualität ließ aber über die Jahrzehnte immer wieder zu Wünschen übrig, allein deshalb griffen anfangs noch viele Kunden lieber zum VW Käfer. Der war zwar schon antiquiert – aber wenigstens gut verarbeitet.

Er kleckert nicht – er markiert sein Revier.

Der Zeitgeist der 90er

Unser Escort Turnier kommt von einem städtischen Händler aus der dritten Reihe. Er hat einen mittleren dreistelligen Betrag gekostet und hat nicht nur noch ein volles Jahr die HU, sondern auch die gehobene CLX Ausstattung. Das bedeutet

Der Innenraum wirkt etwas desolat und ruft nach einer gründlichen Reinigung, aber es funktioniert alles. Der Legende nach gibt es dieses kleine, schlaue Motorsteuergerät, was im Alter gern mal zickig wird und den gesamten Wagen lahmlegt. Davon will unser Kandidat aber nichts wissen.

Noch mehr Luxus hat nur der Ghia.

Schlechte Verarbeitung und Rost

Er geht gut vorwärts und hängt agil an den fünf handgeschalteten Gängen. Die vorderen Querlenker sind ausgeschlagen und poltern etwas, und bald ist der Zahnriemen dran (der soll alle 60.000 Kilometer gewechselt werden). Der Motor ist ein wenig ölschwitzig, aber die Abgasuntersuchung für die Zulassung hat der Kandidat mit Bravour bestanden. Die Exemplare, die der Rost noch nicht dahin gerafft hat, sind heute einigermaßen treue Begleiter. Trotzdem lohnt sich immer ein Blick auch auf den Unterboden. Einen Ford Escort hat niemand wirklich lange gepflegt, dafür waren sie zu preiswert. Dementsprechend geht das Angebot heute, genau wie vor 15 Jahren, von der runtergerittenen Möhre als Winterauto bis zum rentnergepflegten Unikat mit nur 20.000 Kilometern auf dem mechanischen Tacho.

Anständig unterwegs, auch heute noch.

Wer Astra will, kann auch Escort

Bei allen Mängeln, die vor allem im Alter nicht weniger werden, hat der Ford Escort eine treue Fangemeinde. Genauso wie Opel Astra Fahrer vor allem in Sachen Blech leidensfähig sind, können Escort Fahrer (und Fahrerinnen) von defekten Wegfahrsperren, zerlegten Fensterhebern und abgerösteten Auspuffanlagen berichten. Irgendwas ist ja immer 😊 Aber solange es noch fahrbare Kompaktwagen für um die 1000 Euro gibt, darf auch der Spar- und Spaßfaktor nicht zu kurz kommen. Es muss ja nicht immer ein Leasing-SUV sein, oder?

Sich einfach mal drauf einlassen.

Ford Escort (5. Generation)
Karosserieversionen: Limousine, Kombi, Cabriolet
Ottomotoren: 1,3–2,0 Liter (44–162 kW)
Dieselmotoren: 1,8 Liter (44–66 kW)
Länge/Breite/Höhe: 4.300/1.700/1.425 mm
Leergewicht: 920-1.320 kg
Produktionszeitraum: 1990-2000

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