Die Kühlmittelpumpe ist hier ja häufiges Thema. Heute wage ich mich an den Tausch einer maladen Pumpe in einem sehr verbauten Motorraum, um euch zu zeigen, dass auch DAS möglich ist. Es dauert einfach nur ein bisschen… länger. Aber am Ende sehen wir, warum diese Arbeit aber gemacht werden muss.
Vorsorge:
Wir sind uns hoffentlich einig: Selbst durchgeführte Arbeiten am Auto sollten nur erfolgen, wenn man weiß, was man tut. Wenn ihr euch nicht sicher seid, lasst euer Fahrzeug lieber von einer Fachwerkstatt warten. Eine Kühlmittelpumpe kann man eigentlich nicht wirklich falsch einbauen, aber wenn sie nicht richtig sitzt, tritt Kühlwasser aus. Und wenn sie nicht richtig angetrieben wird, überhitzt der Motor, was teure Folgeschäden mit sich bringt.
Warum ist die Wasserpumpe so wichtig?
Die Kühlmittelpumpe / Kühlwasserpumpe / Wasserpumpe sorgt bei einem Fahrzeug mit wassergekühltem Verbrennungsmotor für einen geregelten Transport des Kühlwassers um den heißen Motorblock herum zum Kühler. Sie ist ein kleines, gelagertes Bauteil in einem stabilen Gehäuse, stellt sie euch wie ein Schaufelrad vor. Die Pumpe sitzt meistens vorn oder seitlich am Motorblock und ist in den Riemen/Kettentrieb integriert, wird also durch den Zahnriemen oder einen Keilriemen bei laufendem Motor gedreht.
Die Flügel so einer Pumpe sind entweder aus Metall oder aus Kunststoff, ihr Lager ist nur auf eine bestimmte Lebensdauer ausgelegt. Meistens wird daher das relativ preiswerte Bauteil beim Zahnriemenwechsel gleich mitgetauscht, auch wenn es noch keine Ermüdungserscheinungen zeigt. Ein Defekt zeigt sich entweder durch zu hohe Wassertemperatur, weil nicht mehr richtig umgeschaufelt wird – oder durch Wasserverlust am ausgeschlagenen Lager. Das geht von einigen Tropfen bis hin zu einem ganzen See, was weder gut für den Motor noch für die Umwelt ist. Giftiges Kühlmittel hat im Grundwasser nichts zu suchen.
Was brauchen wir für die Arbeiten?
Wenn eure Kühlmittelpumpe in den Zahnriementrieb integriert ist, benötigt ihr alles Werkzeug für einen Zahnriemenwechsel. Das machen wir im nächsten Monat dann mal gemeinsam. Bei meinem Citroën Turbodiesel sitzt die Pumpe seitlich am Motor und wird durch einen eigenen Riemen angetrieben. Wegen der nur leichten Belastung des Lagers hält sie sehr lange, dafür ist sie aber so gut „versteckt“, dass die Herausforderung eher im Freilegen des Bauteils liegt. Schraubendreher, Rohrzangen („Wasserpumpenzangen“) und ein Steckschlüsselsatz genügen hier schon. Außerdem große Behälter zum Auffangen des alten Kühlwassers, neues destilliertes Wasser und frischer Kühlmittelzusatz mit der richtigen Spezifikation für euer Fahrzeug sind natürlich auch dabei.
Wasser marsch!
Die Kühlmittelpumpe selbst sitzt mit einigen Schrauben und einer Dichtung am Motorblock. In meinem Fall wird ihr Riemen von einer Spannrolle straff gehalten. Der quer eingebaute Turbodiesel mit Ausgleichswellen ist ein kraftvolles, sparsames Triebwerk, passt allerdings in die seit den 90ern angesetzte Verknappung der Karosserieinnenräume nicht wirklich gut rein. Ich sage mir immer, dass hier auch der 3-Liter V6 irgendwie Platz findet (ja, der ist auch im DeLorean drin), also werde ich das schon zurechtschrauben können. Und ihr auch, weil bei euch im besten Fall weniger drum rum gebaut ist.
Wenn das Kühlwasser nicht schon durch das defekte Lager rausgelaufen ist, muss es nun spätestens abgelassen und in einem Behälter aufgefangen werden. Durch Lösen der tief liegenden Kühlwasserschläuche geht das hier so gut, dass auch hartgesottene Umweltschützer wohlwollend nicken, obwohl ich meine Arbeiten draußen auf der Straße mache. Aus Mangel an Alternativen (meine Garage ist in Kiel, ich bin aber grad in Hamburg).
Der Motorraum muss leer sein
Alle Plastikverkleidungen wandern an den Straßenrand. Der Batteriekasten und der Luftfilterkasten ebenso. Das Öl (LHM) der Zentralhydraulik muss nicht abgelassen werden, obwohl auch der Vorratsbehälter beiseite muss. Hier genügt es, den Einsatz mit allen Schläuchen rauszuziehen (hier oben ist alles drucklos, erst hinter der Ölpumpe baut sich der Hydraulikdruck auf) und komplett angeschlossen in einem aufgeschnittenen Wasserbehälter abzulegen. Jetzt sind fahrerseitig nur noch die Turboleitungen aus Kunststoff zwischen mir und der Wasserpumpe. Ich kann sie schon sehen!
Hat man auch diese Luftkanäle an allen versteckten Schrauben gelöst, kommt man problemlos mit einer kleinen Ratsche an die Schrauben der Kühlmittelpumpe ran und kann diese einfach ausbauen. Was jetzt alles wahnsinnig aufwändig klingt – ist es auch. Allerdings lassen sich alle Anbauteile gut losschrauben, man muss nur einen kühlen Kopf und den Überblick behalten. Es gibt nur wenige Fahrzeuge, die noch komplizierter aufgebaut sind und an denen man selbst schrauben kann. Also traut euch! Aber mit Zeitfenster, das braucht man eventuell…
Flügel ab, Lager tot
An der alten Wasserpumpe zeigt sich das ganze Elend von über 300.000 Kilometern Laufleistung. Nicht nur das Lager hat Wasser durchgelassen – auch die Flügel des Schaufelrads aus Kunststoff haben nach jahrelangem kalt – heiß – kalt – heiß aufgegeben und sind fast alle abgebrochen. Nur einer ist noch da. Wo die anderen sind kann ich nur mutmaßen, die werden sich vermutlich irgendwo hoffentlich fein zerbröselt im Kühlkreislauf befinden. Kein gutes Gefühl.
Und alles wieder zusammenbauen
Wenn die Auflageflächen der Dichtung am Motor sauber sind, wird die neue Pumpe eingesetzt, mit dem richtigen Drehmoment angezogen und am Riemen gespannt. Jetzt werden alle abgebauten Teile in der korrekten Reihenfolge wieder zusammengebaut und frisches Kühlwasser eingefüllt. Am besten nimmt man hier einen Mix aus destilliertem Wasser (das verursacht keine Verkalkung) und dem richtigen, für euer Fahrzeug freigegebenen Kühlmittelzusatz. Ist keine Schraube übrig geblieben? Cool.
Nachsorge
Der spannende Moment ist die Probefahrt einmal um den Block. Hat der Motor Betriebstemperatur, muss das Kühlsystem vielleicht an einigen kleinen Ventilen noch entlüftet werden, damit wirklich Wasser und keine Luft zirkuliert. Der XM hat davon fünf, euer Auto bestenfalls weniger bis gar keins. Kleckert es nirgendwo? Hält der Motor die Betriebstemperatur und wird nicht zu warm? Liegt kein Werkzeug mehr auf der Straße? Herzlichen Glückwunsch.
Allzeit gute Fahrt!
Sandmann