Der Abgaskrümmer ist so wie die Stieftante oder die Exfreundin. Man bekommt nicht viel von ihr mit, weil sie nur selten zu Besuch ist. Aber wenn sie sich dann doch mal äußert, giftig und zischend, dann wird es unangenehm. Wenn euer Auto noch jung ist, habt ihr mit einem Krümmer normal nichts zu schaffen. Aber im Alter kann der mal reißen oder undicht werden. Wir wechseln ihn an einem Ford Taunus.
Vorsorge:
Wir sind uns hoffentlich einig: Selbst durchgeführte Reparaturen am Auto sollten nur erfolgen, wenn man weiß, was man tut. Wenn ihr euch nicht sicher seid, lasst euer Fahrzeug von einer Fachwerkstatt warten und instandsetzen. Bei einem Abgaskrümmer kann man nicht viel falsch machen – aber wenn er nicht richtig angebaut wird, können Undichtigkeiten Abgase in den Motorraum lassen. Das ist nicht nur sehr giftig, das kann wegen der Hitze auch gefährlich sein und zu einem Motorbrand führen. Die nachfolgenden Arbeiten betreffen einen extern angebauten Krümmer.
Krümmer? Wie jetzt?
Ein normaler Auspuff oder Abgasschalldämpfer besteht aus mehreren Rohren und „Töpfen“. Seine Funktion ist jedem klar: Zum einen werden die Abgase des normalerweise vorn eingebauten Verbrennungsmotors unter dem Fahrzeug hindurch nach hinten geleitet, wo sie nur noch die nachfolgenden Personen belästigen und nicht mehr einen selbst. Zum anderen wird die extrem laute Verbrennung des Benzin-Luft-Gemischs auf ein erträgliches, zuweilen sogar sehr leises Maß herunter gedämpft.
Direkt mit dem Zylinderkopf verschraubt ist der Abgaskrümmer. Bei einem Reihenmotor hat er so viele Auslässe wie Zylinder und führt diese zu einem Auslass zusammen. Er steckt auf Gewindebolzen im Motorblock und ist mit einer oder mehreren einzelnen Dichtungen zum Zylinderkopf hin abgedichtet. An den Krümmer wird das sogenannte Hosenrohr geschraubt, was unter das Fahrzeug führt. In dem, möglichst dicht am Motor, stecken Katalysator und Lambdasonde. Anschließend kommen mehrere Schalldämpfer, bis es hinten unter dem Fahrzeug nach draußen geht.
Was brauchen wir für die Arbeiten?
Ein gerissener Krümmer oder verhärtete Krümmerdichtungen sind meistens am „spraddelnden“ Abgasgeräusch direkt am Zylinderkopf zu erkennen. Der Abgaskrümmer gehört zu den Bauteilen, die sehr selten kaputt gehen oder undicht werden – deshalb sind die Bolzen und Schrauben, die ihn halten, meistens extrem verrostet und schwergängig. Wir brauchen deshalb zunächst eine Menge Rostlöser, der lange einwirken sollte. Plus Geduld. Außerdem einen guten Knarrenkasten mit Verlängerungen, einen Hammer und ein Stemmeisen.
Je nach Beschaffenheit eures Abgaskrümmers besteht eure Dichtung aus einem oder mehreren Teilen. Die solltet ihr vorher natürlich passend besorgen, außerdem einen neuen Dichtring zum Hosenrohr und neue Krümmerschrauben und –bolzen. Die alten sind normalerweise nach dem Entfernen nicht mehr zu gebrauchen. Etwas Kupferpaste für die neuen Gewinde und ein wenig hitzebeständige Dichtmasse können nicht schaden.
Nach fest kommt ab
Wir haben uns die beiden Krümmer vom 2.0 V6 meines alten Knudsen-Taunus vorgenommen, weil man gut an alle Muttern rankommt. Euer Fahrzeug wird vermutlich wesentlich jünger und dementsprechend kompakt verbaut sein. Der Rostlöser ist bereits über Nacht eingewirkt, jetzt kommt noch ein bisschen mehr dazu und der Motor wird für ein paar Sekunden laufen gelassen. Nicht zu heiß, nur warm, das geht schnell an den Abgaskrümmern. Das Hosenrohr wird mit zwei Schrauben in den Schellen vom Krümmer getrennt und beiseite geschoben.
Wenn man an alle Schrauben gut rankommt und sie nicht völlig festgerostet sind, kann man nun einfach alle lösen. In unserem Fall sind es pro Seite sechs Stück, und an mindestens eine kommt man nur mit viel Getrickse ran. Oder der Hebel des Knarrengriffs lässt sich im Motorraum nur minimal bewegen, und es dauert schlicht lange. Für Krümmerschrauben gilt: Mit viel Kraft, aber auch mit ein wenig Gefühl an die Sache gehen. Knibbelt ihr einen Mutternkopf „rund“, muss geflext werden. Reißt gar ein Bolzen im Motorblock ab, muss dieser ausgebohrt werden. Beides ist eher unschön und zeitaufwändig.
Bolzen und Schrauben ersetzen
Die Bolzen, auf die der Krümmer aufgesetzt und angeschraubt wird, sind beim Taunus mit einem Gewinde im Zylinderkopf verankert. Manchmal dreht sich der Bolzen von alleine aus dem Kopf, manchmal muss man nach dem Entfernen des Krümmers noch zwei Muttern kontern und den Bolzen so lösen und rausschrauben. Verbogene oder gerissene Bolzen müssen auf jeden Fall ersetzt werden, sonst ist das neue Ersatzteil hier gleich wieder undicht. Wir haben gleich alle 12 Bolzen neu gekauft, und ich bin begeistert, dass nicht ein einziger abgerissen ist. Glück gehabt.
Ja was hat er denn nun?
Wenn alle Muttern ab sind, lässt sich der Krümmer mit sanften Hammerschlägen aus der alten Dichtung lösen und mit einem Stemmeisen vorsichtig vom Zylinderkopf abdrücken. Und schon hat man das Teil auch in der Hand, Vorsicht, es kann unerwartet schwer sein. Nun zeigt sich auch, warum Abgas ausgetreten ist. Entweder ist der Krümmer aufgrund von zu starken Temperaturschwankungen oder falschen Anzugsdrehmomenten gerissen, oder die Dichtungen sind verhärtet oder undicht. Auch das kann zu einem Riss des Bauteils oder sogar des Zylinderkopfs führen, da hier heißes Abgas mit Druck permanent rauszischt.
Alt gegen neu
Nun wird der komplette Abgaskrümmer ersetzt oder nur die Dichtungen und Bolzen. In unserem Fall hatte ich nagelneue Krümmer gekauft, aber die Dichtungen waren das eindeutige Problem. Also genügt es in unserem Fall, die alten Krümmer zu säubern. Vor allem an den Auflageflächen der Dichtungen sollte Rost und Schmutz gründlich entfernt werden, damit diese möglichst plan aufliegen können.
Wenn die neuen Stehbolzen mit dem richtigen Anzugsdrehmoment eingesetzt sind (hier 5NM), werden die neuen Dichtungen aufgelegt und die Gewinde leicht mit Kupferpaste eingeschmiert. Nun kommt der gereinigte (oder neue) Krümmer drauf und wird mit neuen Muttern festgezogen. Hier muss ebenfalls das vorgegebene Drehmoment eingehalten werden, beim Taunus sind das 18NM. Hosenrohr mit neuer Schelle und Ring montieren, alles nochmal kontrollieren und durchatmen.
Nachsorge
Abgaskrümmern wohnt keine Magie inne, anders als bei Steuergeräten. Wenn ihr alles richtig gemacht habt, ist das Triebwerk nach dem Anlassen wieder flüsterleise. Und natürlich können am Anfang die Rückstände von schmierigen Fingern, Rostlösern und Pasten auf dem heißen Teil verdampfen. Diese Gerüche sind aber bald Geschichte. Allzeit gute Fahrt.
Sandmann