Ein Automotor braucht Kraftstoff, Öl und ein gutes Kühlmittel, um lange zuverlässig zu funktionieren. Das Kühlmittel wird allerdings gerne vergessen und oft stiefmütterlich behandelt. Dabei ist es unverzichtbar.
Woraus besteht das Kühlmittel für Autos?
Die meisten bestehen zu 85 bis 90 % aus Monoethylenglykol (MEG), Ethylenglykol (EG) oder Monopropylenglykol (MPG), die meist einfach als Glycol abgekürzt werden. Dabei handelt es sich um Alkohole, die den Gefrierpunkt der Kühlflüssigkeit reduzieren. Reines Glykol gefriert beispielsweise erst bei -10 bis -15 °C. Diesen Alkoholen werden noch Additive beigemischt. Zum Beispiel Korrosionsinhibitoren, die den Kühlkreislauf vor Korrosion schützen, Anti-Schaummittel, Stabilisatoren und sogenannte Kavitationsinhibitoren. Kavitationsinhibitoren werden verwendet, um die Entstehung von Dampfblasen in der Kühlflüssigkeit verhindern sollen, wenn das Kühlwasser sehr heiß wird. Die zugesetzten Additive bestimmen hauptsächlich die Eigenschaften des Kühlmittels.
Wo zirkuliert es im Kühlsystem eines Autos?
Es zirkuliert im Motor, im Kühler und in der Innenraumheizung. Das Kühlsystem eines modernen Pkw besteht aus zwei Kreisläufen. Dem kleinen und dem großen Kühlkreislauf. Bei kaltem Motor wird das Kühlwasser von der Wasserpumpe zunächst nur durch den Motorblock, den Zylinderkopf und den Wärmetauscher der Innenraumheizung gepumpt. Dadurch, dass das Kühlwasser im kleinen Kühlkreislauf die aufgenommene Wärme nicht über den Kühler an die Umgebung abgeben kann, erreicht der Motor schneller seine Betriebstemperatur. Verschleiß und Schadstoffausstoß werden dadurch reduziert.
Wenn der Motor seine Betriebstemperatur erreicht hat, öffnet ein Thermostatventil den großen Kühlkreislauf. Dann wird das Wasser, nachdem es den Motor und den Wärmetauscher der Heizung durchströmt hat, zum Kühler gepumpt und kann über den Kühler die aufgenommene Wärme an die Umgebung abgeben. Mit dem Kühler ist der sogenannte Ausgleichsbehälter über zwei Schläuchen verbunden. Der Ausgleichsbehälter sorgt dafür, dass sich das immer wärmer werdende Wasser ausdehnen kann, ohne den Motor oder die Schlauchverbindungen zu beschädigen.
Welche Aufgabe hat das Kühlmittel?
Die Aufgabe eines Kühlmittels in erster Linie zu verhindern, dass das Kühlwasser bei Temperaturen unter 0 °C gefriert. Wenn Wasser gefriert, dehnt es sich aus und kann dadurch zu schweren Schäden beispielsweise zu Rissen im Motorblock und im Zylinderkopf des Motors führen. Auch Kühlwasserschläuche können durch gefrierendes Wasser in Mitleidenschaft gezogen werden und unter Umständen platzen. Es dient also in erster Linie als Frostschutz. Je nach Kühlmittel und Mischungsverhältnis mit Wasser gefriert das Kühlwasser erst bei -40 °C. Gleichzeitig erhöht das Kühlmittel den Siedepunkt des Kühlwassers auf rund 125 °C,
Die Additive in Kühlmitteln verhindern Korrosion und Ablagerungen im Kühlkreislauf sowie die Schaumbildung und damit eine nachlassende Kühlwirkung des Kühlwassers. Kühlmittel hat darüber hinaus noch eine weitere wichtige Funktion. Es schmiert die Wasserpumpe, Heizungsventile und das Thermostatventil.
Wie das richtige Kühlmittel auswählen?
Wenn Sie Kühlmittel nachfüllen müssen oder austauschen wollen, finden Sie in der Betriebsanleitung Informationen darüber, welches Kühlmittel Sie für Ihr Auto verwenden müssen. Die meisten Hersteller schreiben eine bestimmte Art für ihre Fahrzeuge vor.
Es gibt drei verschiedene Arten von Kühlmitteln, die anhand der verwendeten Technologie unterschieden werden. Jedes Kühlmittel hat eine andere Bezeichnung. Es gibt OAT, Si-OAT (IAT) und sogenannte Hybrid-Kühlerfrostschutzmittel, die mit dem Kürzel HOAT gekennzeichnet sind.
OAT-Mittel
OAT sind silikatfrei. Sie sind meist rot eingefärbt und werden für Fahrzeuge mit Kühlern aus Aluminium beispielsweise von VW verwendet. Die Abkürzung OAT steht für „Organic Acid Technology“ und bedeutet, dass für die Herstellung dieses Mittels eine organische Säure verwendet wird.
Si-OAT oder IAT-Mittel
IAT ist die Abkürzung für „Anorganic Acid Technology“. Das bedeutet, dass für die Herstellung dieser Kühlmittel eine anorganische Säure in der Regel auf der Basis von Silikat eingesetzt wird. Es handelt sich also um ein silikathaltiges Kühlmittel. Frostschutzmittel dieser Art sind an der blauen oder bläulich-violetten Farbe erkennbar.
HOAT – Hybrid-Kühlerfrostschutz
Hybrid-Kühlerfrostschutzmittel sind meist orange oder gelb eingefärbt. Sie sind ebenfalls silikathaltig. Die Abkürzung steht für „Hybrid Organic Acid Technology“. Bei dieser Kühlmittel Technologie werden die Vorteile der beiden anderen Technologien miteinander kombiniert. HOAT Kühlmittel werden beispielsweise von Mercedes und BMW für die Erstbefüllung ihrer Fahrzeuge eingesetzt.
Einen Hinweis, um was für ein Kühlerfrostschutzmittel es sich handelt, erhalten Sie also, wenn Sie sich die Farbe des Kühlmittels anschauen. Kühlmittel werden je nach verwendeter Technologie Rot, Blau, Grün, Gelb-Orange und noch in ein paar weiteren Farben eingefärbt. Wenn Sie nicht wissen, welches Kühlmittel der Hersteller Ihres Fahrzeugs vorschreibt, sind Sie immer auf der sicheren Seite, wenn Sie Kühlmittel mit der gleichen Farbe zum Nachfüllen auswählen,
Kann man Kühlmittel mischen?
Grundsätzlich gilt, dass man silikathaltige und silikatfreie Kühlmittel nicht miteinander mischen sollte. Wenn in Ihrem Kühler beispielsweise ein rotes, das heißt silikatfreies Kühlmittel ab Werk eingefüllt würde, dann sollten Sie zum Nachfüllen nur ein rot gefärbtes oder ein orange / gelb gefärbtes Hybrid Kühlerfrostschutzmittel nachfüllen. Nur ganz wenige silikatfreie Kühlmittel dürfen Sie mit silikathaltigen IAT Kühlmitteln mischen. Ist der Kühler Ihres Autos mit einem blauen Kühlmittel befüllt, dann können Sie entweder ein HOAT oder ein ebenfalls blau gefärbtes Kühlmittel zum Nachfüllen verwenden. Das heißt Kühlmittel können Sie im Prinzip mischen. Das heißt Kühlmittel auf Basis der gleichen Technologie können Sie problemlos mischen. Der Hersteller spielt dabei keine Rolle.
Wann soll man es wechseln?
Die Wechselintervalle für das Kühlmittel werden vom Fahrzeughersteller vorgegeben. Bei einigen Fahrzeugen muss der Wechsel spätestens nach 50.000 km bei anderen erst nach 100.000 km vorgenommen werden. Es unterliegt einem gewissen Verschleiß. Die Rostschutzwirkung und die anderen Eigenschaften lassen mit der Zeit nach. Darum muss man es regelmäßig wechseln. Der Wechsel erfolgt häufig im Rahmen einer Inspektion.
Zwischen den Wechselintervallen sollten Sie mindestens zweimal jährlich, einmal im Frühjahr und einmal im Herbst, den Kühlwasserstand kontrollieren und gegebenenfalls auffüllen. Zusätzlich sollten Sie den Frostschutz einmal jährlich im Herbst vor dem ersten Frost in einer Fachwerkstatt überprüfen lassen.
Wie viel Kühlmittel braucht das Kühlsystem?
Die Menge des benötigten Kühlmittels ist abhängig von der Menge des Kühlwassers, die im Motor und dem Kühler zirkuliert. Je nach Größe des Motors sind dies 5 bis 10 Liter Kühlwasser. Wird es im richtigen Verhältnis mit Wasser gemischt, besteht das Kühlwasser zur Hälfte aus Kühlmittel. Das richtige Mischungsverhältnis von Kühlmittel und Kühlwasser ist wichtig für die optimale Wirkung.
Muss man es immer mit Wasser vermischen?
Theoretisch können Sie reines Kühlmittel in Ihren Motor einfüllen. Damit erreichen Sie jedoch keine Vorteile. Im Gegenteil, Sie handeln sich dadurch nur Nachteile ein. Wenn Sie reines Kühlmittel ohne Wasser im Kühlsystem Ihres Motors verwenden, steigt der Gefrierpunkt der Kühlflüssigkeit. Ein weiterer und wesentlich größerer Nachteil ist, dass reines Kühlmittel nur eine geringe sogenannte Wärmekapazität hat. Wärmekapazität ist ein Maß dafür, wie viel Energie erforderlich ist, um eine Flüssigkeit oder ein fester Gegenstand von einer niedrigen auf eine höhere Temperatur zu erwärmen. Es ist also kaum in der Lage, die Wärme des Motors schnell genug zum Kühler zu transportieren. Wasser hat dagegen eine sehr hohe Wärmekapazität. Es ist das ideale Transportmittel für die Wärme vom Motor zum Kühler.
Ein Mischungsverhältnis von Kühlmittel zu Wasser von 1 zu 1 wird häufig vorgeben. Sie sollten aber auf jeden Fall die Hinweise des Kühlmittelherstellers beachten. Je nach Herstellervorgabe müssen Sie für die Mischung entmineralisiertes Wasser verwenden. Entmineralisiert bedeutet, dass Magnesium und Kalzium dem Wasser entzogen wird. Diese beide Mineralien sorgen im Kühlkreislauf für Kalkablagerungen. Destilliertes Wasser hat dagegen manchmal sogar Nachteile. Einige Hersteller machen jedoch überhaupt keine Vorgaben, sodass Sie einfaches Leitungswasser verwenden können.
Wie das Kühlmittel wechseln?
Zum Wechseln des Kühlmittels muss der Motor zunächst vollständig abkühlen. Anschließend wird ein ausreichend großes Auffanggefäß unter dem Motor platziert, der Deckel des Ausgleichsbehälters abgedreht und die Ablassschraube entfernt, sodass das Kühlwasser in das Auffanggefäß abfließen kann. Das alte Kühlmittel sollte vollständig abschließen können. Danach wird die Ablassschraube wieder eingedreht.
Das neue Kühlmittel-Wasser-Gemisch wird in den meist weiß-transparenten Vorratsbehälter eingefüllt werden. Das neue Kühlwasser sollte bis zur oberen mit „MAX“ gekennzeichneten Markierung auf dem Vorratsbehälter eingefüllt werden. Danach wird der Behälter verschlossen und der Motor gestartet, damit der Motor warmlaufen kann. Im warmen Zustand sollte sich der Kühlmittel-Pegel zwischen der Minimum- und Maximum-Markierung im Vorratsbehälter befinden.
Was muss manbeim Wechsel des Kühlmittels beachten?
Der Wechsel des Kühlmittels ist keine aufwendige oder komplizierte Arbeit. Sie brauchen dazu kein besonderes Werkzeug. Dennoch sollten Sie diese Arbeit in einer Fachwerkstatt durchführen lassen. Kühlmittel ist giftig. Es dringt durch die Haut bis in die Blutbahnen ein und darf auf keinen Fall in die Kanalisation oder auf einen anderen Weg in die Umwelt gelangen.