Lack oder Autofolie – kann Car Wrapping eine Neulackierung ersetzen?

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©Trodler / Car Wrapping Ratgeber

Car Wrapping liegt im Trend – der Kreativität sind bei der Gestaltung von Autofolien kaum Grenzen gesetzt. Dieser kurze Ratgeber verschafft Ihnen einen Überblick darüber, wo die Vorteile einer klassischen Lackierung liegen und in welchen Fällen sich das Folieren lohnt.

Sicher durch den Herbst

Car Wrapping – vom Geheimtipp zum allgemeinen Trend

Das Überziehen des fahrbaren Untersatzes mit Kunststofffolien gilt heute als seriöse Alternative zur Neulackierung. Die klassische Autolackiererei hat Konkurrenz bekommen: Etliche Dienstleister sind auf Car Wrapping spezialisiert und bieten Fahrzeugfolierung in verschiedensten Farben, Texturen und Designs an. Das Wrapping – die Umhüllung – bezeichnet die Vollfolierung: Wie beim Lackieren sind jedoch auch Teilfolierungen separater Komponenten wie Motorhaube, Dach oder Scheiben möglich. Beim Car Wrapping werden die Folien großflächig auf das Auto aufgebracht. Die hohe Elastizität des Fabrikats ermöglicht eine dreidimensionale Folierung. Bei sorgfältiger Arbeit haftet das selbstklebende Material sicher und blasenfrei. Metallic oder matte Farben, strukturierte Folien für spezielle Lichteffekte oder individuell angefertigte Motive nach Kundenwunsch: Viele Autofolien dienen als Hingucker, andere wiederum bleiben schlicht unifarben, vereinzelt sogar in der originalen Lackfarbe.

 

Was spricht für eine Neulackierung, was für die Vollfolierung?

Autolack hat sämtliche Entwicklungsstadien des Automobils mitgemacht. Seit jeher schützt er die Blechbestandteile vor Korrosion sowie gegen mechanische und chemische Außeneinflüsse. Zugleich gibt er dem Fahrzeug seinen repräsentativen Charakter, er verleiht dem Auto ein Gesicht. Die Autolackierung galt lange Zeit als alternativlos. Car Wrapping hat seine Attraktivität sowohl der Gestaltungsvielfalt als auch dem vergleichsweise geringeren Kostenaufwand zu verdanken. Sie können die Folie bei Bedarf wieder abziehen und Ihrem Wagen in regelmäßigen Abständen einen völlig neuen Look verpassen. Für die klassische Lackierung spricht die längere Haltbarkeit. Außerdem wird eine Folierung in dem Maße schwieriger, je abgenutzter und verwitterter der Untergrund ist. Durch Hagel und Steinschlag entstandene Lackschäden erschweren eine zufriedenstellende Folierung erheblich und auch das Überkleben von Roststellen ist keine gute Idee: Die Korrosion lässt sich vom Folienbezug nicht stoppen.

 

Car Wrapping als Preisargument

Angebote für Vollfolierungen bei professionellen Anbietern beginnen etwa ab 1.000 bis 1.500 Euro, während eine Neulackierung auch für Kleinwagen selten unter 2.500 Euro zu finden ist. Nach oben gibt es für beide Varianten kaum Grenzen. Wer jedoch nach dem günstigsten Angebot Ausschau hält, der bezahlt für sein Car Wrapping weniger als für die neue Ganzlackierung. Wie bereits erwähnt, sollte der Lack, auf den die Folie gezogen wird, möglichst intakt sein. Das kann sich bei einem etwaigen Fahrzeugverkauf lohnen: Bei fachgerechtem Wrapping lässt sich die Folie zu einem späteren Zeitpunkt problemlos wieder ablösen: Der durch die Kunststoffhaut geschützte Lack befindet sich in gut erhaltenem Zustand, was sich positiv auf den Wiederverkaufswert auswirkt.

 

Lack als Garant für lange Haltbarkeit

Eine Qualitätsfolie kann also rückstandslos entfernt werden – die ursprüngliche Kostenersparnis wandelt sich jedoch bei häufigem Wechsel der Außenhaut ins Gegenteil: Car Wrapping ist zwar preisgünstiger, aber Lack hält länger, im Optimalfall so lange wie das Auto selbst. Folien haben eine durchschnittliche Lebensdauer von drei bis fünf Jahren, hochwertige Produkte von bis zu zehn Jahren. Allerdings sollte der Schutzfilm spätestens dann wieder erneuert werden: Auch wenn die Autofolie noch einen guten Eindruck macht, wird es nach etlichen Jahren zunehmend schwieriger, sie wieder abzubekommen, ohne den darunterliegenden Lack in Mitleidenschaft zu ziehen. In Sachen Haltbarkeit und Lebensdauer liegt das Lackieren klar im Vorteil.

©bogdanhoda/Das Auto selbst lackieren – motointegrator.at

Das Auto selbst folieren, selbst lackieren?

Viele Autobesitzer haben Lackstift oder Spraydose in der passenden Autolackfarbe im Schrank, um bei kleinen Kratzern selber Hand anlegen zu können. Ähnliches gilt für das Anbringen von Folien im kleinen Rahmen:  Ein paar Klebebuchstaben, kurze Schriftzüge, Firmenlogos oder stylische Autotattoos sind rasch und mühelos aufgeklebt. Aber wie sieht es mit einer Volllackierung oder Vollfolierung in Eigenregie aus, ganz ohne entsprechendes Know-how? Beide Varianten erfordern einiges an handwerklichem Geschick und einen nicht zu unterschätzenden Arbeits- sowie Zeitaufwand.

Arbeitsschritte bei kompletter Umlackierung

Die Ganzlackierung in Eigenregie beginnt mit umfangreichen Vorbereitungsmaßnahmen. Dazu gehört die Suche nach einem adäquaten Arbeitsraum. Dieser hat staubfrei und trocken zu sein, zugleich gut belüftet, um beim Arbeiten keinen giftigen Dämpfen ausgesetzt zu sein. Eine simple Garage ist dafür nicht geeignet. Nach der Beschaffung geeigneten Werkzeugs und der richtigen Schutzausrüstung inklusive Schutzmaske gehen Sie daran, Lackschäden auszumerzen, Rost zu entfernen. Sie lösen Leisten und sonstige Anbauteile und beginnen mit dem Abschleifen des alten Autolacks. Sie kleben Griffe, Rahmen, Scheiben, Spiegel und Scheinwerfer ab – auch sämtliches Inventar im Raum ist sorgfältig abzudecken. Sie säubern zu lackierende Oberflächen, befreien sie von Fettresten, widmen sich der sorgfältigen Grundierung, schleifen diese glatt und reinigen die Oberfläche erneut. Dann tragen Sie den Lack gleichmäßig auf und lassen die Farbe trocknen. Es folgt ein weiterer Abschleif-Durchgang, schließlich das Auftragen von Klarlack. Ein Arbeitsprozess von mehreren Tagen.

©hedgehog94/Arbeitsschritte beim Car Wrapping – motointegrator.at

Arbeitsschritte beim Car Wrapping

Eine Vollfolierung ist zwar grundsätzlich einfacher zu realisieren als die komplette Lackierung, dennoch ist die Aufgabe keineswegs zu unterschätzen. Vor allem dann, wenn sich das Ergebnis nicht von professioneller Arbeit unterscheiden soll. Der Lackzustand bedarf einer gründlichen Überprüfung, Roststellen gehören ausgebessert. Die ersten Arbeitsschritte umfassen das Vermessen des Wagens, das grobe Zuschneiden der Folien sowie eine  gründliche Reinigung zu beklebender Oberflächen. Wie beim Lackieren sind Griffe, Leisten und andere Anbauteile abzubauen. Das Aufbringen eines Trennmittels soll das rückstandslose Abziehen der Folie zu einem späteren Zeitpunkt ermöglichen. Das Folieren selbst beginnt bei den größten Flächen, stets von innen nach außen. Dafür sind mindestens zwei Personen notwendig. Die Verwendung einer Rakel sorgt für Druck und Haftung beim Aufbringen und ein Heißluftfön dehnt die Folie an schwierigen Stellen wie Nieten und Sicken. Per Cutter werden schließlich überstehende Folienstücke sorgfältig entfernt.

Worauf ist beim Car Wrapping noch zu achten?

Autofolien sind prinzipiell leicht zu reinigen und sind waschstraßentauglich. Auf Heißwachsprogramme sollten Sie jedoch verzichten, ebenso auf Reiniger mit hohem Säuregehalt. Bei der Wahl der Autofolie ist es entscheidend, sich im Vorfeld mit Qualitätsunterschieden angebotener Produkte auseinanderzusetzen – diese sind teilweise enorm. Hochwertige Materialien sind nicht nur bei der Folierung unproblematischer zu handhaben, sie punkten auch mit höherer Haltbarkeit, behalten ihre Farbechtheit, sind formstabiler und witterungsbeständiger. Beim Folienkauf respektive bei professioneller Folierung ist darauf zu achten, ob Garantie für Material oder durchgeführte Arbeiten gewährt wird. Beim Folieren von Autoscheiben sind gesetzliche Bestimmungen einzuhalten – unzulässiges Bekleben von Scheiben kann mit Bußgeldern geahndet werden.

©ahmet birol/ Achtung beim Car Wrapping – motointegrator.at

Fazit: Die Folie als willkommene Alternative zur herkömmlichen Lackierung

Car Wrapping verleiht der kreativen Gestaltung der Fahrzeugoptik neue Impulse. Wie beim Lackieren informieren Sie sich am besten eingehend, ehe Sie selbst Hand anlegen: Wer über das nötige Kleingeld verfügt, sollte die Arbeit einem Profi überlassen. Die bewährte Autolackierung ist weiterhin Standardroutine beim Anbringen einer neuen Fahrzeughaut – wer hingegen viel Farbe und eigene Druckmotive in hoher Auflösung für das Äußere seines Autos bevorzugt, ist mit einer entsprechend reizvollen Folierung gut beraten. Zudem verschafft der komfortable Austausch dieser bedruckten Hülle zusätzliche Flexibilität – sowohl für den Privatwagen als auch zu gewerblichen Präsentationszwecken.