Magneti Marelli – Innovationen Made in Italy

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Scheinwerfer
© GettyImages / AppleZoomZoom

Magneti Marelli heute kurz Marelli ist einer der großen traditionsreichen Automobilzulieferer. Firmengründer Ercole Marelli, Handwerkersohn aus der italienischen Provinz Como begann seine berufliche Karriere im Alter von 15 Jahren mit einer Lehre in einer kleinen mechanischen Werkstatt in der Nähe von Mailand. Nach Abschluss seiner Ausbildung lernte Ercole Marelli den Unternehmer Bartolomeo Cabella, den damaligen Direktor von Tecnomasio, kennen. Technomasio war damals ein über die Grenze Italiens hinaus bekannter Hersteller von Eisenbahn- und Straßenbahnfahrzeugen sowie elektrischen Ausrüstungen. Heute ist das Unternehmen unter dem Namen Bombardier Transportation Italy bekannt.

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1885 begann Marelli als »Mechaniker für Messgeräte und elektrische Beleuchtungsanlagen« für Bartolomeo Cabella zu arbeiten. Nur drei Jahre nachdem Marelli mit der Arbeit für Cabella begonnen hatte, wurde er im Oktober 1888 von seinem Arbeitgeber nach Südamerika, genauer nach Asunción in Paraguay, geschickt. Marelli war von seinem Arbeitgeber damit beauftragt worden, die Elektrifizierung eines Industrieunternehmens aufzubauen und in Betrieb zu nehmen.

Dieses für einen 20-jährigen jungen Mann sehr umfangreiche und verantwortungsvolle Projekt umfasste die Installation mehrere hundert Glühlampen und zusätzlich von 19 hochmoderne Bogen-Scheinwerfern. Die elektrische Anlage war zudem nicht nur für die Fabrik, sondern auch für die Beleuchtung einiger Straßen und des Theaters in der Stadt vorgesehen. Insgesamt blieb Marelli 3 Jahre bis 1891 in Südamerika.

 

1891 – Gründung der ersten Werkstatt

Nach seiner Rückkehr 1891 gründete Ercole Marelli sein erstes eigenes Unternehmen in der Mailänder Innenstadt mit nur einem Mitarbeiter. Hier fertigte Marelli verschiedene elektrische Maschinen und Geräte. Er experimentierte hier auch erstmals mit Batterien und Akkumulatoren. Aufgrund seines wirtschaftlichen Erfolges konnte Marelli bereits zwei Jahre später in eine größere Werkstatt umziehen und weitere Mitarbeiter einstellen.

1896 startet Marelli die Herstellung von Ventilatoren, die damals noch als »Luft Rührwerke« bezeichnet wurde. Bis zur Fertigung durch Marelli wurden Ventilatoren ausschließlich aus den Vereinigten Staaten importiert. Entsprechend kostspielig waren diese Geräte und nur für wenige wirklich erschwinglich. Marelli konnte die Herstellungskosten senken. Zudem entfiel der teure Seetransport von den USA nach Italien. Marelli entwickelte sich innerhalb von wenigen Jahren zum weltweit führenden Ventilator Hersteller.

 

1900 – vom Handwerksbetrieb zum Industrieunternehmen

Die sehr positive Entwicklung nahm Ercole Marelli am 28. Februar 1900 zum Anlass, seine Einzelunternehmung aus Haftungsgründen in eine Kommanditgesellschaft umzuwandeln. 5 Jahre später, im Dezember 1905, wurde in Sesto San Giovanni eine neue große Produktionsstätte eingerichtet und eröffnet. In den Jahren von 1906 bis 1911 wuchs die Belegschaft von Marelli von 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf mehr als 1500 Beschäftigte. Die Hälfte der Belegschaft waren damals junge Frauen. Frauen galten als geschickter und wurden von Marelli für die manuelle Wicklung von Elektromotoren eingesetzt.

In den folgenden Jahren wuchs das Unternehmen ständig weiter. Nicht zuletzt, weil Marelli für die Marktdurchdringung schon sehr früh auf gezielte Werbekampagnen und umfangreiche Marketingmaßnahmen gesetzt hat. So gelang es ihm, sein Unternehmen innerhalb kurzer Zeit in weiten Teilen Lateinamerikas und in vielen westeuropäischen Ländern wie Frankreich, Österreich, Deutschland und England bekanntzumachen.

 

1916 – erstes Patent für Startmagnet

Das Jahr 1916 stellt einen wichtigen Wendepunkt in der Entwicklung der Firma Ercole Marelli dar. In diesem Jahr reichte Marelli das erste internationale Patent für Startermagnete ein. Im folgenden Jahr wurde diese Magnete weiter verbessert, sodass 1918 ein weiteres Patent eingereicht werden konnte. Die rasant steigende Nachfrage nach Startmagneten führte dazu, dass dieser Geschäftsbereich schon bald von der Ercole Marelli Kommanditgesellschaft abgespalten wurde und in eine zusammen mit Fiat gegründete Aktiengesellschaft, die Fabbrica Italiana Magneti Marelli überführt wurde. Aus Fabbrica Italiana Magneti Marelli und der Produktion von Automagneten ist später das Unternehmen Magneti Marelli hervorgegangen.

Fiat und Magneti Marelli hielten jeweils 50 % an dieser Aktiengesellschaft. Vereinbart wurde, dass Marelli der Präsident, der technische Leiter und Vertriebsleiter der neuen Aktiengesellschaft sein sollte. 1922 aber starb Firmengründer Ercole Marelli im Alter von nur 55 Jahren. Seine Anteile an Magneti Marelli erbte sein Sohn Fermo. Der Verwaltungsrat der AG wählte Ercoles Schwiegersohn Bruno Antonio Quintavalle zum Geschäftsleiter. Quintavalle leitete das Unternehmen bis zur vollständigen Übernahme durch Fiat im Jahr 1967.

Magneti Marelli
© GettyImages / Nikolay Evsyukov

1929 – Radios, Fernsehgeräte und weitere neue Geschäftsfelder

Ab dem Jahr 1929 weitet Marelli die Produktpalette noch einmal deutlich aus. Unter anderem wurde die Serienfertigung von Autobatterien aufgenommen. Ein Jahr später, 1930, wurde Radio Marelli gegründet. Dieser Geschäftsbereich diente ausschließlich dem Vertrieb und der Vermarktung der von Marelli hergestellten Radiogeräte und in späteren Jahren auch der Marelli Fernsehgeräte. Nach einer Erweiterung der Batterieproduktion für Fahrzeuge mit Elektroantrieb, U-Boote und Notbeleuchtungen gründet Marelli 1932 ein weiteres Unternehmen. Die Fabbrica Italiana Valvole Radio Elettriche kurz FIVRE. FIVRE war eines der ersten und in den folgenden Jahren auch das wichtigste Unternehmen in Italien, welches elektrische Röhren für Radios und später auch für Fernsehgeräte hergestellt hat.

Neben diesen Ausflügen in die Welt der Unterhaltungselektronik widmet sich Marelli schwerpunktmäßig jedoch der Herstellung von Automobilzubehör. 1935 beginnt Marelli mit der Herstellung von Zündkerzen für Motorräder und Autos. Mehr als 50 Jahre lang sollte diese Produktion ein wichtiger Teil des Unternehmens sein. In den Jahren danach folgten weitere Erfindungen im Bereich der Fernsehtechnik und der Funkübertragung. 1947, nur zwei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, war das Unternehmen Magneti Marelli an allen wichtigen italienischen Börsen notiert.

Die 1950er-Jahre sind in der Unternehmensgeschichte von Magneti Marelli wiederum geprägt von zahlreichen Engagements und Erfindungen in der Fernsehtechnik. So baute Marelli beispielsweise 1953 einige wichtige Funkübertragungsstationen für das italienische Staatsfernsehen. 1956 ist Marelli am Aufbau des größten Photonensynchrotrons, dem CERN in Genf beteiligt. 2 Jahre später, 1958, zählte Marelli zu den beliebtesten und bekanntesten Marken in Italien. Etwa ein Viertel aller italienischen Haushalte besaß Ende der 1950er-Jahre entweder ein Radio oder ein Fernsehgerät von Marelli.

 

1967 – vollständige Übernahme von Magneti Marelli durch Fiat

Im Jahr 1967 hat Fiat das Aktienpaket der Familie Marelli gekauft und war somit alleiniger Eigentümer von Magneti Marelli. Ab diesem Jahr wurden verschiedene Unternehmenszusammenschlüsse vorbereitet und durchgeführt. Zum Beispiel die Eingliederung der Tochtergesellschaft MABO war ein 1935 gegründetes kommerzielles Joint-Venture mit Bosch. Darüber hinaus wurden Radio Marelli und Imcaradio in Magneti Marelli überführt und nicht mehr als eigenständige Unternehmen betrieben. Die Geschäftstätigkeit beider Unternehmen war die Produktion und Vermarktung von Fernsehgeräten und Radios für Endverbraucher. Des Weiteren wurden die Unternehmen Rabotti für professionelle Prüfstände, Fivre für die Herstellung von Kathodenröhren für Radios und Fernseher sowie Iniex, ein Hersteller von Kraftstoffeinspritzsystemen unter das Dach von Magneti Marelli eingegliedert.

Nach der vollständigen Übernahme durch Fiat expandierte Magneti Marelli innerhalb weniger Jahre sehr stark. Bereits 1969 wurde ein Unternehmen in der Türkei für die Herstellung von Elektro- und Druckluftgeräten gegründet. Seit 1978 ist Magneti Marelli in Brasilien vertreten. Die brasilianische Niederlassung ist bis heute der zweitwichtigste Standort des Unternehmens. Nach Italien werden in Brasilien die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

 

1979 – Start-Stopp-Automatik und elektronisches Zündsystems

1979 gründet Magneti Marelli zusammen mit Fiat und Weber Vergaser das Joint Venture Marelli Autronica für die Herstellung und Entwicklung von Steuergeräten für Kraftfahrzeugmotoren. 4 Jahre später, 1983, startet Magneti Marelli mit der Serienproduktion des selbst entwickelten elektronischen Zündsystems Digiflex. Gleichzeitig wurde das Cityplex System zur automatischen Abschaltung und Neustart des Motors (Start-Stopp-Automatik) bei stehendem Fahrzeug vorgestellt.

Nach der Verlegung des Unternehmenssitzes von Sesto San Giovanni nach Cinisello Balsamo (Mailand) wird Marelli 1987 neu organisiert. Unter dem Dach der neu gegründeten Industrieholding finden sich klangvolle Namen und Marken aus dem Kraftfahrzeugbereich und der Luxusgüter wie Weber, Siem, Solex, Veglia Borletti, Carello und Jaeger. Im Jahr 1991 wird der Hauptsitz des Unternehmens noch einmal verlegt. Diesmal nach Corbetta, Mailand, an den ursprünglichen Sitz von Veglia Borletti.

Weitere Fusionen und die Eröffnung eines Werkes in China führten zu einem kontinuierlichen Wachstum von Magneti Marelli. Neue Geschäftsfelder wie die Satellitennavigation, Klimaanlagen & Fahrzeugbeleuchtung werden erschlossen. Magneti Marelli baute unter anderem im Jahr 2007 den ersten Serien tauglichen Voll-LED-Scheinwerfer für ein Kraftfahrzeug. Der Audi R8 wurde mit diesem Scheinwerfer ausgeliefert. Im Jahr 2019 folgte dann der nächste große Schritt in der Firmengeschichte von Magneti Marelli.

 

2019 – aus Magneti Marelli und Calsonic Kansei wird Marelli

Im Jahr 2018 gaben Magneti Marelli und der japanische Automobilzulieferer Calsonic Kansei bekannt, dass sie ihre Kräfte in einem gemeinsamen Unternehmen zusammenlegen und bündeln werden. Mit dieser Fusion ist in Bezug auf den Gesamtumsatz der siebtgrößte unabhängige Automobilzulieferer der Welt entstanden. Calsonic Kansei ist mit einer 80-jährigen Unternehmensgeschichte nur unwesentlich jünger als Magneti Marelli. Der Konzern hat sich im Laufe der Jahre einen ausgezeichneten Ruf in verschiedenen Gebieten erarbeitet. Calzoni Calsonic Kansei ist einer der führenden Hersteller in den Bereichen Klimasysteme, Wärmetauscher, Kompressoren und Innenausstattung für Kraftfahrzeuge.

Aber nicht nur bei den Produkten ergänzen sich beide Konzerne fast ideal. Auch bei den Kunden kommt es zu Synergieeffekten und einer fast lückenlosen geografischen Präsenz. Als Folge der Fusion wird Magneti Marelli noch einmal neu gegründet und umbenannt. Seit dem Jahr 2019 heißt das Unternehmen nur noch Marelli. Das neue Unternehmen hat seinen Sitz in Saitama, Japan. Etwa 62.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden im Jahr 2019 weltweit beschäftigt. Im selben Jahr wurde von Marelli weltweit ein Umsatz von rund 10,6 Milliarden Euro erwirtschaftet.