Wenn Sie sich bereits grundsätzlich für Motorrad entschieden haben, stellt sich natürlich die Frage nach einer neuen oder gebrauchten Maschine. Ob die Investition in ein neues Motorrad sinnvoll ist, hängt neben dem Budget noch von anderen Fragen ab: So ist es beispielsweise denkbar, dass Sie sich für ein aktuelles Modell interessieren, welches auf dem Gebrauchtmarkt bisher noch nicht verfügbar ist. Ebenso sollten der Typ und insbesondere die Motorenkonstruktion mitberücksichtigt werden. Einzylindermaschinen, insbesondere jene mit kleinem Hubraum, erreichen üblicherweise geringere Laufleistungen als Vierzylinder. Hier kann ein Kilometerstand von 50.000 km bereits problematisch werden, Verschleiß an Kolben und Zylinder sowie am Ventiltrieb verursachen dann nicht selten hohe Instandsetzungskosten. Wer sich für eine leichte Enduro mit einem solchen Einzylindermotor entscheidet, sollte ein neues Modell deshalb in Betracht ziehen. Genauso wie für sportliche Motorräder gilt auch hier, dass die Behandlung durch den Vorbesitzer entscheidend ist, wenn eine gebrauchte Maschine gekauft wird. Zudem besteht bei gebrauchten Maschinen noch das Risiko eines unbemerkten Sturz- oder Unfallschadens. In der Folge könnten die Fahreigenschaften durch einen verzogenen Rahmen leiden – eine Gefahr, welche bei einer Neumaschine freilich nicht besteht.
Hoher Wertverlust vor allem in den ersten beiden Jahren
Für den Gebrauchtkauf sprechen in erster Linie die geringeren Kosten. Der Wertverlust in den ersten beiden Jahren beträgt je nach Modell zwischen 20 und 30 %. Die Alterung wird gegenüber einem PKW allerdings schon deshalb erheblich verlangsamt, weil das Zweirad üblicherweise nur bei strahlendem Sonnenschein aus der Garage geholt wird. Zudem verkraften moderne Mehrzylindermotoren die durchschnittlichen Laufleistungen über viele Jahre problemlos. Aktuell wird ein Motorrad in Deutschland jährlich nur rund 5000 km bewegt. Wird von einer Einsteiger- bis Mittelklassemaschine mit einem Hubraum von 650 cm³ ausgegangen, kann ein Neupreis von etwa 8000 Euro angesetzt werden. Durch den Kauf einer jungen gebrauchten Maschine lassen sich also mindestens rund 2.000 Euro sparen.
Steuern und Versicherung: geringe Fixkosten
Beachtet werden sollte in diesem Zusammenhang auch, dass es sich zumeist auch nur um die erste Maschine zum Einstieg handelt – in der Regel soll nach einigen Jahren auf ein leistungsstärkeres Modell umgesattelt werden. Der Gebrauchtkauf könnte allein schon deshalb sinnvoll sein, weil sich der Verlust beim Wiederverkauf in Grenzen hält. Die übrigen Kosten fallen überschaubar aus, für die Kfz-Steuer müssen bei einer Maschine mit 650m³ Hubraum lediglich 47 Euro im Jahr einkalkuliert werden. Deutlich günstiger als bei PKW sind auch Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung. Wie bei der Autoversicherung entscheidet allerdings hier die persönliche Schadens Preisklasse über den genauen Tarif. Anders als beim PKW gibt es allerdings keine Typklassen, in Hinblick auf das Motorrad entscheidet lediglich die Leistung. Nicht unterschätzt werden sollten hingegen die Investitionen in die persönliche Ausrüstung: Ein Hellen, Handschuhe, Stiefel eine Leder- oder Textilkombi summieren sich schnell auf knapp 1000 Euro.
Wartung kann leicht selbst übernommen werden
Weniger eindeutig ist die Frage nach den Kosten für Wartung und Reparaturen zu beantworten. Bei einer neuen oder jüngeren Maschine sollte die Fachwerkstatt schon deshalb aufgesucht werden, weil ansonsten die Gewährleistung verloren geht. Die üblicherweise alle 10.000 km oder jährlich fällige Inspektion schlägt mit Kosten zwischen 200 und 400 Euro zu Buche. Ob dabei eher der untere oder der obere Preisrahmen realistisch erscheint, hängt neben der Werkstatt auch von der Frage ab, welche Leistungen konkret erbracht werden müssen. So ist die zeitaufwendige Kontrolle des Ventilspiels nicht bei jeder Inspektion fällig, ebenso muss der Luftfilter nicht bereits nach einem Jahr getauscht werden. Bei älteren Maschinen spricht prinzipiell nichts gegen eine Wartung in Eigenregie. Vor allem sogenannte Naked Bikes ohne Verkleidung erlauben eine problemlose Instandsetzung, weil die wichtigsten Komponenten ohne großen Aufwand erreicht werden können. Im Unterschied zum PKW wird zudem keine Hebebühne benötigt. Die wichtigsten Wartungspunkte, darunter der Wechsel der Schmiermittel, der Bremsflüssigkeit, oder der Austausch der Zündkerzen sollten sich mit ein wenig handwerklichem Geschick selbst erledigen lassen. Auch das bereits angesprochene Überprüfen des Ventilspiels kann mit einer Fühlerlehre selbst vorgenommen werden. Je nach Motorrad kann das Einstellen allerdings einiges an Fingerspitzengefühl erfordern. In jedem Fall zeigt sich aber: Der Traum vom eigenen Motorrad lässt sich überraschend kostengünstig erfüllen – ein Grund mehr, 2017 endlich aufs Zweirad umzusatteln.