Notwendiger Ölwechsel: warum auch das Getriebe ab und an neuen Schmierstoff benötigt
Julian
Während der regelmäßige Wechsel des Motoröls kaum angezweifelt werden dürfte, scheiden sich beim Thema Getriebeöl die Geister: unter welchen Umständen ist hier tatsächlich ein Austausch sinnvoll?
Das Getriebe übernimmt bei der Kraftübertragung eine wichtige Funktion; ohne die Wellen und Zahnräder wäre keine effiziente Kraftübertragung möglich. Tatsächlich ist der Schmierbedarf geringer als im Motor, aber dennoch vorhanden. Im Motor sind es vor allem Zylinder und Kolben die sich durch einen dauerhaften Schmierfilm niemals berühren sollten. Auch die Nockenwelle, welche häufig in hydrodynamischen Lagern läuft, ist auf einen ausreichenden Öldruck angewiesen. Im Getriebe sind es weniger die Zahnradpaare die eine besondere Schmierung benötigen, als vielmehr die Lager, für die Getriebewellen. Ein konstruktiver Vorteil des Getriebes besteht übrigens darin, dass es im Öl schwimmen kann. Anders als im Motor ist keine Ölpumpe notwendig, damit der Schmierstoff in ausreichender Menge befördert wird. Diese Tatsache ist für den Motor besonders bei einem Kaltstart problematisch, weil das Öl dann einige Zeit braucht, bis die wichtigen Schmierstellen erreicht werden. Außerdem landen im Getriebeöl natürlich keine Verbrennungsrückstände, weil zu den Brennräumen überhaupt keine Verbindung besteht. Ist das Getriebe dicht, bringt auch keine Feuchtigkeit zum Schmiermittel vor. Aus diesem Grund könnte angenommen werden, dass ein Wechsel dieses Schmiermittel tatsächlich niemals notwendig wird – was Fachleute allerdings nicht bestätigen würden.
Auch Getriebeöl altert – Schmierfähigkeit verringert sich
Denn auch bei diesem Öl kommt es zu einer Art Abnutzung, die zum einen auf den natürlichen Alterungsprozess zurückzuführen ist, zum anderen aber auch auf die Scherkräfte, die auf das Getriebeöl einwirken. Die ineinandergreifenden Zahnräder „zermalmen“ in gewisser Weise die langkettigen Ölmoleküle moderner Synthetikschmierstoffe, wodurch sich die Viskosität des Öl in Richtung niedrig verändert. Konkret wird das Öl eine so dünnflüssiger, wodurch sich bei hoher Belastung die Schmierfähigkeit verschlechtert. Dadurch erhöht sich die Reibung und in der Folge Kraftstoffverbrauch und Verschleiß. Zudem kann sich diese verringerte Schmierfähigkeit negativ auf die Schaltbarkeit auswirken; ein typisches Zeichen für einen fälligen Getriebeölwechsel ist ein nur widerwillig einzulegender 1. oder 2. Gang. An dieser Stelle sei aber erwähnt, dass eine schlechte Schaltbarkeit durchaus auch andere Ursachen haben kann, darunter ein Defekt oder eine falsche Einstellung des Schaltgestänges, für einige Modelle bekannt sind. Problematisch ist bei dieser Entwicklung aber, dass sie schleichend eintritt und vom Fahrer womöglich gar nicht bemerkt wird. Aus diesem Grund wird der eigentlich zumindest bei einem Schaltgetriebe einfache Wechsel unterlassen, auch die Werkstätten verzichten häufig auf dieser Arbeit.
In welchen Intervallen ist der Ölwechsel im Getriebe notwendig?
Die Frage lautet jetzt natürlich, in welchen Intervallen das Getriebeöl gewechselt werden sollte. Viele Hersteller machen in dieser Hinsicht keine Vorgaben, dann sollte der Wechsel nach maximal 80.000 km erfolgen. Insbesondere bei neueren Modellen wird häufig auch sogenanntes „Lifetime-Getriebeöl“ verwendet. Wie der Name bereits erkennen gibt, brauchen Sie dieses Öl das gesamte Fahrzeugleben lang nicht zu wechseln. In diesem Zusammenhang sollte allerdings beachtet werden, dass die Hersteller für ein Autoleben je nach Fahrzeugkategorie etwa 8 bis 12 Jahre einkalkulieren. Die meisten Autos können heute aber problemlos länger genutzt werden. Ist diese Zeit also verstrichen und das Auto noch im Einsatz, sollte ein Wechsel der Schmiermittel in jedem Fall erfolgen. Die Kosten belaufen sich bei einem Schaltgetriebe üblicherweise auf ca. 50 Euro.
Wechsel beim Automatikgetriebe aufwendiger
Anders verhält sich der Ölwechsel allerdings bei einem Automatikgetriebe. Zum einen sind hier eindeutige Vorschriften der Hersteller üblich, weil die Viskosität des Öls bei der klassischen Wandlerautomatik einen großen Einfluss nimmt auf die Dauer der Schaltvorgänge. Zum anderen ist der Ölwechsel eine Automatik aufwendiger, weil sich das gesamte Öl nicht durch ein einfaches Herausschrauben einer Ablassschraube aus dem Getriebe befördern lässt. Konstruktiv bedingt ist es notwendig, dass das Altöl mit einem sogenannten Spülöl herausgefordert wird – was die Kosten eines solchen Ölwechsels auf mindestens 200-400 Euro ansteigen lässt. Verzichtet werden sollte darauf trotzdem nicht: wenn Sie den Komfort Ihres sanft schaltend Automatikwagens zu schätzen wissen, sollten Sie diese Investition tätigen.