Aufgabe des Differentialgetriebes
Am besten lässt sich die Funktion anhand eines einfachen Fahrradanhängers erklären. Sie können den Fahrradanhänger zu im Kreis drehen, dass das innere Rad auf derselben Position bleibt, aber das äußere Rad einen Kreisradius um diesen "Mittelpunkt" zieht. Sind beide Räder nun mit einer starren Achse miteinander verbunden und würden Sie mit Gewalt versuchen, den Anhänger wie beschrieben im Kreis zu drehen, würde theoretisch die Starrachse reißen. Nun verhält sich das bei Autos nicht anders. Bei einer Kurvenfahrt wird das kurveninnere Rad weniger oft gedreht als das kurvenäußere Rad. Die unterschiedliche Drehbewegung wird durch das Achsdifferenzial bzw. das Differenzialgetriebe im Getriebekasten ausgeglichen.
Wie hoch ist der Wartungsaufwand am Differenzialgetriebe?
Eine wirklich einheitliche Antwort ist nicht möglich. Allerdings lässt sich grundsätzlich feststellen, dass der Wartungsaufwand ausgesprochen gering ist. Das führt leider so weit, dass das Differenzial trotz des geringen Wartungsaufwands relativ häufig Wartungsstau aufweist. Ab einem Fahrzeugalter ab 5 bis 10 Jahren steigt dann die Häufigkeit von Schäden am Differential.
Einige Fahrzeughersteller behaupten sogar, dass kein Wartungsaufwand bestünde. Das ging so weit, dass diese Hersteller vor allem in den 1990ern sogar mitteilten, dass Automatikgetriebe wartungsfrei seien. Es wird auch als Lebenszeitfüllung bezeichnet. Das war ein Trugschluss. Daher bieten wir beispielsweise für verschiedene Mercedes-Modelle auch Peilstäbe samt Gehäuse für verschiedene Automatikgetriebe. Diese wurden nicht mehr angebaut. Später stellte sich heraus, dass die Wartung nicht zu vernachlässigen ist.
Wie wird das Differentialöl gewechselt? Was ist zu beachten?
Abhängig von der Kilometerleistung und dem Alter bzw. dem zeitlichen Abstand zwischen den Inspektionen sollte zumindest eine Kontrolle des Achsöls erfolgen nach Konsistenz, Farbe und Ölstand. Bei neueren Fahrzeugen ist der Ölwechsel nach wie vor zu empfehlen, denn das Differenzial besteht aus Zahnrädern. Überall bei mechanischer Arbeit entsteht auch Abrieb. Daher waren früher viele Getriebeablassschrauben (auch beim Differential) mit einem Magneten ausgestattet.
Das
Öl sollte wenigstens im mehrjährigen Abstand gewechselt werden. Letztendlich sind das Alter des Öls sowie die Kilometerleistung entscheidend, aber natürlich auch die Qualität des verwendeten Öls. Wir empfehlen die Kontrolle des Öls alle 20.000 km oder bei Nichterreichen nach zwei Jahren. Der Wechsel sollte dann nach 50.000 bis 100.000 km erfolgen oder nach spätestens 5 bis 10 Jahren, sofern es keine Wechselintervalle des Herstellers gibt. Bei den meisten Achsdifferentialen ist die Unterkante der Einfüllöffnung (Einlass- und Ablassschraube) der vorgeschriebene Ölstand. Es sollten aber auf jeden Fall die Herstellerangaben im Werkstatthandbuch genutzt werden, um den Ölstand zu bestätigen.
Welches Öl sollte verwendet werden?
Das ist abhängig vom Hersteller. Das Angebot reicht vom Automatikgetriebeöl (ATF) bis hin zum Hypoid in der entsprechenden Spezifikation. Große Unterschiede gibt es dabei nach dem Aufbau eines Differentials. So erfordern Achsgetriebe mit Sperrdifferenzial wie der Lamellensperre (LSD bei BMW) eine besondere Spezifikation. Daher sollten bei jedem Fahrzeug die Tabellen zu den freigegebenen Ölen seitens des Fahrzeugherstellers berücksichtigt werden.
Was ist zu tun, wenn das Differential heult?
Ein heulendes oder singendes Differential kennen natürlich vor allem die Fahrer eines Modells mit Heckantrieb. Also vornehmlich Mercedes oder BMW Besitzer. Die Ursachen können unterschiedlich sein. Das Differenzial, das wissen viele nicht, muss eingestellt werden. Ein verstelltes Differential ist sehr oft der Auslöser. Allerdings kann das nicht jede Werkstatt ausführen, da dazu spezielles Werkzeug bzw. entsprechende Lehren benötigt werden.
Daneben können aber auch beschädigte Bauteile wie eingelaufene Zahnräder oder Schäden an Distanzscheiben ursächlich sein. Auch die Lagerung des Achsgetriebes (an den Simmerringen bzw. an den Dichtringen) kann für ein Singen oder Heulen verantwortlich sein. Daneben besteht natürlich aufgrund des häufigen Wartungsstaus noch verbrauchtes Öl oder zu wenig Öl als mögliche Ursache auf der Liste der zu kontrollierenden Möglichkeiten.
Was tun bei einem Ölverlust?
Aus einigen der genannten Schäden kann auch ein Ölverlust resultieren. Findet sich unter dem Differentialgetriebe also ein Ölfleck, ist das Gehäuse völlig verölt oder ist der Ölstand signifikant zu niedrig, sollten auch die Simmerringe bzw. Dichtringe als Ursache in Betracht gezogen und erneuert werden. Wie aber bereits verdeutlicht, dass nicht jede Werkstatt ein Differential einstellen kann, sollte auch der Auftrag zum Erneuern der Dichtungen mit Bedacht erfolgen.
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